Nulla dies sine linea
Geschichtsverein Windecken 2000
 
Archiv
Home
Die "Wetterauer Brandgräber" in der Heimatliteratur
Der Fall Bausch wird neu untersucht
Zusammengestellt von Rolf Hohmann
Unser Beitrag "War der Brunenbauer Georg Bausch ein Meisterfälscher ?" und der am 04.07.2002 im "Hanauer Anzeiger" unter der Überschrift "Original oder Fälschung ?" erschienene Beitrag hat das Interesse vieler an der Vorgeschichte unseres Raums interessierten Personen an dieser lange zurückliegenden "Fälscher-Story" geweckt. Um sie mit der Materie etwas näher vertraut zu machen, hat der Geschichtsverein Windecken 2000 die in seinem Archiv vorhandenen Quellen der "Heimatliteratur" ausgewertet. Nachfolgend werden chronologisch die bandkeramischen "Wetterauer Brandgräber" betreffenden Passagen aufgeführt. Die Besucher unserer Website werden gebeten, ihnen bekannte weitere Quellen zu benennen, damit wir sie in dieses Verzeichnis aufnehmen können. 

Die südliche Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit mit einer archäologischen Fundkarte von Georg Wolff. Herausgegeben von der Römisch-Germanischen Kommission des Kaiserlich Archäologischen Instituts 1913

A. Allgemeiner Teil. I.  Die Besiedlung der Südwetterau in vor-und frühgeschichtlicher Zeit  S. 5,6

Grossansicht laden© GVW 2000
Professor Georg Wolff (1845-1929) wird auch als der "Nestor er Wetterauer archäologischen Bodenforschung" bezeichnet.
Repro: Rolf Hohmann
"Es war längst aufgefallen, daß zu der großen Mehrzahl der Ansiedelungen mit Bandkeramik die zugehörigen Gräber fehlten. Wo sich solche gefunden haben, da waren es tiefe Flachgräber mit Skeletten: Brandgräber waren nur vereinzelt in Nord-und Osteuropa, besonders in Rössen bei Merseburg gefunden, hier in Verbindung mit Gefäßen, die durch ihre tiefe Furchen-und Stichornamente eine Beeinflussung durch die Keramik der nordischen Megalithgräber zu verraten schienen."

Hatte man doch noch vor wenigen Jahren Leichenverbrennung für die jüngste Steinzeit überhaupt vielfach geleugnet und ihren Anfang in die Bronzezeit verlegt. Nun haben sich aber auf dem Lößplateau der "hohen Straße", welches sich östlich von Frankfurt zwischen der Mainebene und der Wetterau bis zu den Ausläufern des Vogelsberges hinzieht, in einer Landschaft, in der vor 12 Jahren noch keine Spur einer neolithischen Niederlassung nachgewiesen war, im letzten Jahrzehnt in allen Gemarkungen Wohngruben aus der jüngeren Steinzeit mit bandkeramischem Inhalt gefunden, und zwar so zahlreich wie aus keiner anderen Periode der Prähistorie und zu Gruppen vereinigt, die an Ausdehnung z.T. den stattlichen modernen Dörfern fast gleichkommen. 

Diesen Funden sind in den beiden letzten Jahren ebenso zahlreiche in fast allen Gemarkungen Großfrankfurts gefolgt. Die Reste der Wohnungen bestehen hier wie dort aus flachen Vertiefungen im Boden von verschiedener Größe und durchaus unregelmäßiger Form, in welche eine oder mehrere kreisrunde oder ovale Gruben tiefer eingeschnitten sind, die sich nach ihrer Beschaffenheit und ihrem Inhalte teils als Herdgruben, teils als Aufbewahrungsräume bestimmen lassen. Daß über ihnen leichte Fachwerksbauten aufgeführt waren, beweisen die zahlreichen Lehmpatzen mit den Röhren der Holzverstakung und den Abdrücken von Stroh oder Binsen und neuerdings gefundene Pfostenlöcher.

Unter dem Boden dieser Hütten und neben ihnen sind zahlreiche Brandgräber, im letzteren Fall oft so dicht unter der Oberfläche gefunden, daß sie teilweise vom Pfluge zerrissen waren, was zweifelsohne bei vielen anderen seit Jahrhunderten geschehen ist, ohne daß man von ihrem Vorhandensein Notiz genommen hat. In den Hütten wie in den Gräbern aber haben wir bisher unbekannte Halsketten aus punktverzierten Kieseln und Anhänger aus Tonschieferplättchen oder zurückgeschnittenen Gefäßscherben gefunden, wozu in den letzten Monaten in der Umgebung von Frankfurt Ketten aus gebrannten Tonperlen und Anhänger aus Knochen und perlmutterartigen Muschelstücken gekommen sind. Nun ist aber die gleiche Keramik mit ähnlichen Schmucksachen in letzter Zeit auch weit entfernt in Diedmarden bei Göttingen und in Thüringen, nicht weit von Rössen, gefunden, wo vor 10 Jahren die ersten Brandgräber zweifelndes Erstaunen erweckt hatten".
 

B. Spezieller Teil - Fundstellen nach Gemarkungen geordnet

Rüdigheim S. 72,73 
Grossansicht laden© GVW 2000
Ausschnitt aus der archäologischen Fundkarte der südlichen Wetterau aus dem Jahr 1912. Bearbeitet von Professor Georg Wolff
Repro: Rolf Hohmann
"Die Funde bewiesen bei der Unbestimmtheit der Ortsangaben nur, daß das Gemarkungsgebiet in verschiedenen Perioden der jüngeren Steinzeit bewohnt war, Wohnstätten und Gräber fehlten bis zum Frühjahr 1910 völlig. Da stellten beide sich auf dem erwähnten Judenberge ein. Auf seinem oberen, östlichen Teile wurden Gruben mit Scherben  des Rössen-Niersteiner Typus angeschnitten. Am unteren Abhange nach den Krebsbachwiesen hin konnten im Herbste mehrere Wohngruben von den in der Wetterau allein üblichen unregelmäßigen Form, darunter eine 31 m lange, vollständig aufgedeckt werden. In der Grube und in ihrer Nähe wurden Brandgräber mit je zwei dreieckigen Anhängern gefunden, die aus linearverzierten Scherben derselben Art, wie sie in den Gruben neben Gebrauchsgegenständen und Hüttenlehm vorkamen. Neben einem der Gräber fand sich die zu ihm gehörige vertiefte Verbrennungsstätte. Ein auf dem oberen Teil des Judenberges unter dem Inhalt einer Grube gefundener Anhänger trug wie alle an dieser Stelle gefundenen Scherben die Tieffurchenstiche des Rössen-Niersteiner Typus, außerdem aber auf der anderen Seite ein gabelförmiges Zeichen, welches erst bei seiner Herstellung als Amulett eingeschnitten war. Vgl. Prähist. Zeitschr. III 1911 S.34ff."

Marköbel mit den Hirzbacher Höfen S. 75

"Im westlichen Teile der Gemarkung, wo die Grenze jetzt zugunsten des selbständigen Gutsbezirkes Baiersröder Hof nach Osten vorgeschoben ist, sind in den Jahren 1907 und 1908 an der neuen Grenze südlich von dem Wiesentälchen "Steinweide" und weiter nördlich auf dem "Röderfeld" zahlreiche Brandgräber der jüngeren Steinzeit mit Halsketten aus verzierten Kieseln und neben ihnen ebensolche Wohngruben mit Liniarbandkeramik, vereinzelt mit Scherben des Großgartacher Typus, gefunden und aufgedeckt worden Vgl. Prähist. Zeitschr. III 1911 S. 11ff.
1 km südlich des Baiersröder Hof, 150-200 m östlich von der Kreuzung des Butterstadter Weges mit der Chaussee Ostheim-Marköbel, wurden im Mai 1912 an der Nordseite der Chaussee bei der Verschiebung des Straßengrabens drei neolithische Gruben und ein Brandgrab durchschnitten. Aus der Branderde des letzteren wurde in meiner und Dr. W. Müllers Gegenwart eine spinnwirtelförmige Tonperle erhoben, wie sie in den letzten Jahren bei Frankfurt, aber noch nicht im Hanauer Gebiete in neolithischen Gräbern als Bestandteile von Halsketten gefunden sind. Vgl. Altfrankfurt II 4 s. 117 und Abb. 1 und 2: IV 1 S. 22ff und Abb. 1-4.
Neolithische Gruben waren auch südlich und östlich von den Hirzbacher Höfen in den Jahren 1903 und 1906 gefunden, 200 m südwestlich vom südlichsten Hofe in der Gewann "Kammerborn" mit Großkartacher Keramik und dreieckigen, breitnackigen Steinbeilen. Ein ganz erhaltenes, mit Stich-und Strichornamenten ganz überdecktes und mit Buckeln am Bauchknick versehenes Urnchen, welches im Jahre 1903 vom Vorarbeiter Bausch gefunden und ins Hanauer Museum verbracht war, dürfte, da es nach Angabe des Finders die noch vorhandenen kalzinierten Knochen enthalten hatte, zu einem Brandgrab gehört haben. Denn auch von Marköbeler Gräbern hatten zwei zerdrückte, aber in ihren Bestandteilen vollständig erhaltene Großkartacher Gefäße enthalten, in welchen dort freilich nicht die Knochenreste geborgen waren. Vgl. Prähist. Zeitschr. a. a. 0. S. 32". 

Baiersröder Hof S. 78

"Das Feld im westlichen Teil des großen Gutsbezirks zwischen der Ostheim-Marköbeler Chaussee und dem "Firzenfluß" ist bedeckt von neolithischen Gräbern und Gruben mit Linearband-und Rössen-Großgartacher Keramik. Die ersten wurden im Jahre 1903//04 von Bausch gefunden und von uns aufgenommen. Im Jahre 1907 wurden mehrere untersucht, im Jahre 1909 eine Grube mit Großgartacher Scherben, ornamentierten Doppelanhängern aus Tonschiefer und einem Brandgrab mit Kieselkette und Großgartacher Gefäßscherben vollständig von Verworn und Heiderich ausgegraben. Vgl. Prähist. Zeitschr. III 1911 S. 26Ff und Anthropol. Korrespondenzbl. XLI Nr. 1/3 1910 S. 9Ff und S.13ff. Neuerdings wurden auf denselben Äckern im Winter 1911/12 wieder viele Gruben aufgerissen. Auch weiter östlich sind im Jahre 1907 an beiden Seiten des von Butterstadt nach dem Hofe führendes Weges, etwa 200 m südlich und südwestlich vom Hofe Gruben gefunden, westlich vom Wege mit Großgartacher, östlich mit linearverzierten Scherben (Spiral-Mäander-Keramik nach Köhl). Endlich fanden sich im Jahre 1908 zahlreiche Gräber und Gruben mit beiden Gattungen der Bandkeramik (getrennt) an der Ostseite des Gutsbezirkes, unmittelbar neben den unter "Marköbel" erwähnten, sowohl auf dem "Röderfeld"als südlich von der "Steinweide".

Butterstadt S. 78, 79

"Über die vor dem Jahre 1903 an der hohen Straße gefundenen Reste aus der jüngeren Steinzeit hat Prof. Küster auf der vierten Versammlung des Südwestdeutschen Verbandes f. r.-g. A. In Mainz 1903 berichtet. Vgl. das Protokoll im Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der d. G. u. A. 1903 S. 240ff. Der aus mehreren Höfen bestehende Weiler trat erst im Jahre 1900 durch die Auffindung einer römischen Gigantensäule und die baldige Aufdeckung zahlreicher neolithischen Wohngruben in die Reihe der archäologischen Fundstellen des Hanauer Landes, unter welchen er bald eine hervorragende Stelle einnehmen sollte. Die ersten neolithischen Wohngruben mit Linearband-und Rössen-Niersteiner Scherben wurden in der Umgebung der Gigantensäule auf dem Grundstück von C. Toussaint, 320 m nordwestlich vom Weiler, gefunden. Vgl. Hess. Mittl. 1902 S. 18, 4 und Fundakten des M.H.
Von der größten Bedeutung aber waren Funde, welche auf dem "Tannenkopf" (nicht auf dem "Braunsberg") gemacht wurden. Hier sind auf den ausgedehnten Ackerbreiten des Gutsbesitzers Jung zu beiden Seiten des langen Feldweges, der von dem östlichen Knie des Weges nach dem Baiersröder Hofe geradlinig nach Osten zieht und der ehemals hier noch erkennbaren "hohen Straße" fast genau entspricht, neben Gräbern und Gruben der späten Latène-Zeit und Einzelfunden aus der römischen Periode bereits im Jahre 1902, dann wieder 1903 zahlreiche Gruben mit Steingeräten, Mühlsteinen und Scherben beider bandkeramischen Kulturen vom Pfluge aufgerissen worden, deren Inhalt von dem damals noch privatim suchenden Arbeiter G. Bausch in die Hanauer Sammlung verbracht wurde. (In den Eingangsverzeichnissen des M.H. ist mehrfach fälschlich der "Braunsberg" als Fundstelle angegeben worden. Derselbe liegt weiter südöstlich an der Marköbeler Grenze." 
"Im Winter 1906/07 wurden dort (Tannenkopf) die ersten Brandgräber mit Halsketten aus durchbohrten und zum Teil punkt-und strichverzierten Kieseln gefunden und genau aufgenommen. Ihnen folgten in den nächsten Jahren viele andere in demselben Distrikt und bald auch an der nördlichen Gemarkungsgrenze und über diese hinaus. Zu den  Kieselketten kamen im Jahre 1910 auf dem ergiebigen Gebiete des Tannenkopfes auch Anhänger aus Tonschiefer, in einem Falle mit Kieseln zu einem Hängeschmuck vereinigt. Vgl. V. Bericht der Röm.-Germ. Kommission S. 8. Die Keramik gehörte größtenteils der lienarverzierten Gruppe an. Vgl. Prähist. Zeitschr. III 1911 S. 1ff."

Ostheim S. 80
Grossansicht laden© GVW 2000
Brandgrab der jügeren Steinzeit bei Ostheim mit einer Kieselkette in der ursprüglichen und unberührten Lage, während der Ausgrabung 1909. Die hellen Stellen innerhalb der Steinkette sind unverbrannte Knochenstücke. (Aus: "HANAU Stadt und Land" von Ernst J. Zimmermann).
Repro: Rolf Hohmann
"Auf dem "Heckenwingert", dem westlichsten Teil des Ostheimer Feldes, welches sich von der römischen Straße Saalburg-Marköbel abdacht, waren bereits 1903 bei Begehungen zahlreiche dunkle Flecke aufgefallen, die durch ausgepflügte Scherben und Handmühlsteine auf das Vorhandensein neolithischer Wohngruben schließen ließen. Aber erst im Jahre 1909 konnten auf einem Grundstücke des Ökonomen Wilhelm Stein Grabungen vorgenommen werden, bei welchen mehrere Wohngruben und ein Grab mit stich - und strichverzierten Kieseln aufgedeckt wurden. Vgl. Prähist. Zeitschr. III 1/2 1911 S. 24ff. In den Gruben kamen ausschließlich linearverzierte Scherben neben Anhängern aus Tonschiefer mit Punkt - und Lienearornamenten vor."

Windecken S. 90

"Sehr ergebnisreich waren die Ausgrabungen, welche im Winter 1908/09 auf den Grundstücken von Diegel und Weimel zwischen dem Bahnkörper westlich der Haltestelle Windecken und der Landwehr (Landesgrenze), 200 m westlich von der Heldenbergener Chaussee vorgenommen wurden. Etwa 30 Wohngruben wurden an - und zum Teil vollständig ausgegraben. Die gefundenen Scherben zeigen die Formen und Verzierungen der Eichelsbacher Gruppe der Linearbandkeramik. Unter den übrigen Funden zeichnete sich eine aus Doppelanhängern von Tonschiefer mit Strichverzierungen zusammengesetzte Halskette aus. In Brandgräbern fanden sich drei Doppelanhänger mit Strich-und Punktverzierungen, gleichfalls aus Tonschiefer."

Kilianstädten S. 95

"Über die im Jahre 1908 im Kilianstädter Walde, dicht an der Landesgrenze und 400 m südöstlich von der Haltestelle Büdesheim der Vilbeler-Heldenbergener Bahn, aufgedeckten neolithgischen Brandgräber mit Anhängern von Tonschiefer und Tierzähnen als Beigaben sowie linearverzierten Scherben vgl. man Prähist. Zeitschr. III 1911 S. 16 mit Taf. 1-20 (Wolff) und Festschrift zur Vers. der Deutschen Anthropol. Gesellsch. Frankfurt a.M. 1908 S. 13ff. (Steiner)"
 

HANAU Stadt und Land - Kulturgeschichte einer fränkisch-wetterauischen Stadt und ehemal. Grafschaft. Mit besonderer Berücksichtigung der älteren Zeit. Von Ernst. J. Zimmermann. Unveränderter Nachdruck der vermehrten Ausgabe von 1919

Einleitung

"Ornamentierter Steinhalsschmuck der jüngeren Steinzeit (ca. 2000 v. Chr.) Aus Brandgräbern der Umgebung Hanaus. Im Museum des Hanauer Geschichtsvereins. Gefunden 1907 bis 1910 (Foto)

Typen der ornamentierten Steinketten aus der jüngeren Steinzeit im Hanauer Geschichtsvereins=Museum (Foto ). Vgl. hierzu auch die Abb. der drei oberen Ketten auf der Vorderseite. Sämtlich flache Kieselsteine, nur Nr. 5 Schieferplättchen. Aufgenommen u. gez. von Ernst J. Zimmermann.

Grossansicht laden© GVW 2000
Typen der ornamentierten Steinketten aus der jüngeren Steinzeit im Hanauer Geschichtsvereins-Museum. Sämtlich flache Kieselsteine, nur Nr. 5 Schieferplättchen. (Aus: "HANAU Stadt und Land" von Ernst J. Zimmermann).
Repro: Rolf Hohmann
Die Ornamentierung (auf beiden Seiten) besteht entweder in vertieften, eingeschliffenen Strichen oder Punkten (mit dem Drillbohrer hergestellt) oder in Strichen und Punkten. Die einzelnen Steinchen waren nicht so eng aneinandergereiht, wie auf der Vorderseite dargestellt ist, sondern wie sich aus der Lage der Steinchen bei der mit Sorgfalt geführten Ausgrabung
(Foto 3) feststellen ließ, 4 bis 5 mm voneinander entfernt. Innerer Durchmesser war etwa 20 bis 22cm, sodaß die Kette bequem über den Kopf gestreift werden konnte. Die Bestattung der Asche geschah in der Weise, daß eine runde Grube von etwa 0,50 bis 0,60 m oberer und ebensolcher Tiefe gegraben wurde, auf deren flachen, aber nicht sehr genau geebneten Boden (vgl die Abb,) man die Steinkette - so gut dies ging sorgfältig ausgebreitet hat, um in dem Zwischenraum, der inneren Oeffnung des Schmuckes, die Asche mit den Knochenresten des Verbrannten aufzuhäufen. Letzeres geschah, nach der fast kreisrunden Form der tiefdunkelrotbraunen Farbe im Erdboden, welche die Asche hinterlassen, zu schließen, vermutlich in einem Säckchen, das durch Aufschüttung der Erde platt gedrückt wurde, aber rund blieb und von dem, wie auch von den Fäden, Pferdehaaren oder Sehnen, mit denen die Kette zusammenhing, natürlich im Verlauf der Jahrtausende nichts übrig geblieben ist. Verschiedene Halsketten tragen am Mittelglied als Anhänger ein Steinchen von phallischer Form, das wohl symbolische Bedeutung, Beziehung zur Fruchtbarkeit hat."
 

Chronik der Gemeinde Ostheim 1974

Kapitel: Unsere Heimat in vorgeschichtlicher Zeit. S. 9

"Ließ sich der Feuerstein schlecht durchbohren, so benutzte man zu Schmucksteinen weicheres Material. Eine derartige Kieselkette, deren Material wahrscheinlich aus dem Main stammen dürfte, wurde unversehrt in einem Brandgrab gefunden, das zu einer neolithischen Siedlung nördlich von Ostheim gehörte."
 

1150 Jahre Marköbel - 850 Jahre Baiersröderhof (Hammersbach 1989)

Kapitel: Bodenfunde berichten aus der vorgeschichtlichen Zeit S. 2,3

"Zahlreiche Fundstellen in der Gemarkung von Marköbel zeigen, daß die Bandkeramiker auch hier siedelten. "Am Kammerborn" nahe den Hirzbacher Höfen fand man 1903 und 1906 verzierte Scherben, ein großes unverziertes Gefäß und Steingeräte, ebenso am  "Baiersröderhof", westlich des Hofes zwschen der Ostheim-Marköbeler Straße und dem Firzenfluß. Zwei restaurierte Gefäße von dieser Fundstelle zeigen sehr deutlich bandartige Verzierung. Eine markante Fundstelle liegt an der Straße nach Ostheim auf dem Gebiet des Baiersröderhofes. Diese sogenannten "WETTERAUER BRANDGRÄBER" beschäftigen die Wissenschaftler mehrere Jahrzehnte und waren zu Anfang unseres Jahrhunderts eine archäologische Sensation. Doch wurden nach 1920 keine Gräber mehr gefunden, nachdem der Entdecker der Brandgräber, der Windecker Brunnenbohrer Bausch, seine Ausgrabungstätigkeit einstellte. Der wichtigste Fund innerhalb dieser Gräber waren Ketten aus Kieselsteinen. Diese Ketten waren es auch, die diese Gräber nach heutigem Wissenstand als Fälschung entlarvten. Denn Bohrer, mit denen solche kleinen Löcher hätten gebohrt werden können, gab es z.Zt. der Bandkeramik nicht (Diese bestanden aus Feuerstein oder Quarzit, aber nicht aus Stahl)."
 

Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland
Hanau und der Main-Kinzig-Kreis (1994)

Kapitel: Die Besiedlung des Main-Kinzig-Kreises von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit S.44

Grossansicht laden© GVW 2000
Ornamentierter Steinhalsschmuck der jü:ngeren Steinzeit (ca. 2000 vor Chr.) Aus Brandgräbern der Umgebung Hanaus. Im Museum des Hanauer Geschichtsvereins. Gefunden 1907 bis 1910. (Aus: "HANAU Stadt und Land" von Ernst J. Zimmermann).
Repro: Rolf Hohmann
"Die Angang des 20. Jahrhunderts im Untermaingebiet und besonders häufig im Gebiet des heutigen Main-Kinzig-Kreises entdeckten "Wetterauer Brandgräber" erwiesen sich in den fünfziger Jahren endgültig als Fälschung und "echte" Brandgräber, die, wie schon anderenorts beobachtet , vorherrschende Bestattungssitte der LBK konnten in ganz Hessen noch nicht nachgewiesen werden. Einzig belegt sind in Hessen einzelne Körperbestattungen , d.h. Hockergräber mit Keramik-, Stein-und Knochengerät sowie Muschelschmuck-Beigaben in Siedlungen. Aber auch diese fehlen im Main-Kinzig-Kreis."
 

Chronik Ostheim - Ein Stadtteil von Nidderau im Jahr 2000
Herausgegeben von der Stadt Niderau als Band 9 in der Reihe "Nidderauer Hefte"

Kapitel: Vor-und Frühgeschichte - Archäologisches aus der Ostheimer Gemarkung S. 16

"Trotz sporadischer Nachsuche haben alte Fundmeldungen vom Baiersröderhof (Anmerkung 15: Wolff 1913, 78; Kutsch 1926, 26, W. Meier-Arendt 1966, 124f. (unter Marköbel) bisher keine nähere Eingrenzung oder Bestätigung gefunden. Bei den von dort berichteten bandkeramischen "Brandgräbern" handelt es sich, wie bei allen diesbezüglichen Fundmeldungen aus der Region, um klare Fälschungen, wobei Wolffs Vorarbeiter G. Bausch wohl zu Unrecht bezichtigt wird (Anmerkung 16: G. Loewe 1958. Einigen Windecker Bürgern ist der eigentliche Übeltäter noch in Erinnerung; den Namen konnten wir aber nicht in Erfahrung bringen."


Nachbetrachtung: Seit Veröffentlichung des Buches von Profesor Georg Wolff sind 90 Jahre vergangen. Auch in der archäologischen Bodenforschung ist die Zeit nicht stehen geblieben.
Dendrologie, C-14-Bestimmung, Elektronenmikroskopie und in jüngster Zeit die Gentechnik haben das Wissen über die in der Praehistorie lebenden Menschen in einem kaum vorausschaubaren Maße erweitert. So können wir uns heute  ein wesentlich besseres Bild von den in unserem Raum siedelnden, nach den Verzierungen ihrer Tongefässe genannten "Bandkeramikern" machen, als dies den Archäologen zu Beginn des 20. Jahrhunderts möglich war. Über den heutigen Stand der Wissenschaft auf diesem Spezialgebiet soll in einem gesonderten Beitrag berichtet werden.


©  Geschichtsverein Windecken 2000
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Vereins.