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Geschichtsverein Windecken 2000
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Wetterauer Brandgräber Aktuell
Die "Zahnarztbohrer-Theorie" dürfte widerlegt sein

Der Geschichtsverein Windecken 2000 glaubt nach einjährigem intensiven Recherchen den Beweis dafür antreten zu können, daß der Windecker Brunnenbauer Georg Bausch die ihm zur Last gelegten Fälschungen neolithischer Artefakte aus den umstrittenen "Wetterauer Brandgräber" nicht allein hätte begehen  können.  Dies hat Gudrun Loewe in ihrem 1958 in der "Germania" veröffentlichten Beitrag behauptet. Von besonderem Interesse sind die als Beigaben geborgenen Ketten aus Mainkieseln, wovon zwischen 1906 und 1910 in den Gemarkungen Butterstadt / Marköbel über zwanzig entdeckt wurden.

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Zahnarzt Dr. Klaus Racky in seinem Dentallabor bei einem füf ihn nicht alltäglichen Bohrversuch an einem Mainkiesel.
Foto: Rolf Hohmann
"Wo sollte der in ärmlichen Verhältnissen mit seiner großen Familie wohnende Georg Bausch die aberhunderte von 1 mm-Löchern sowie die noch größere Zahl von Punkt und - Strichverzierungen hergestellt haben und mit welchem Bohrgerät?", fragt Geschichtsvereinsvorsitzender Rolf Hohmann. Und dies seien nur zwei der vielen offener Fragen, mit denen sich Gudrun Loewe nie auseinandergesetzt habe.

In seinem 1967 erschienenen Buch "Vorzeit gefälscht" hatte Adolf Rieth in seinem Kapitel über die "Wetterauer Brandgräber" bemerkt, daß die Löcher in den Kieselsteinen mit einem modernen Stahlbohrer, "wie ihn die Zahnärzte verwenden", hergestellt wurden. Auch dieser Spur ging der Geschichtsverein Windecken nach und er bat Dr. med. dent. Klaus Racky (Heldenbergen) um Mithilfe. Dieser stellte Hohmann verschiedene Typen von Metallbohrern, wie sie in Dentallabors Verwendung finden,  zur Verfügung. Zum Einsatz kam in der Hobbywerkstatt von Rolf Hohmann eine handelsübliche Tischbohrmaschine (Keilriemenantrieb) mit 2600 Umdrehungen pro Minute (upm). Welche Drehzahlen solche Geräte kurz vor dem Ersten Weltkrieg erreichten, konnte trotz umfagreicher Korrepondenz noch nicht ermittelt werden. Unter den gegebenen Voraussetzungen war es  nicht möglich, auch bei Wasserkühlung und Zusatz von Schleifmitteln, mit den Dentalbohrern innerhalb eines Zeitraums von unter zehn Minuten ein Loch  in die aus einem Kieswerk bei Karlstein aufgesammelten 3 - 4 mm dicken Steine zu bohren.

Daraufhin wurde Dr. Racky gebeten, die  "steinzeitlichen" Versuche mit seinem modernen Gerät und Diamantbohrern fortzusetzen. Bei 25 000 upm konnte innerhalb einer Minute durch einen 4 mm starken Mainkiesel ein 1 mm-Loch gebohrt werden, bei 2600 upm drang der selbe Bohrer in 15 Minuten nur knapp 3 mm ein. "Selbst mit modernen Geräten ist es sehr schwierig, die "Fälschungen" vorzunehmen. Mit den Geräten  des beginnenden 20. Jahrhunderts scheint es fast unmöglich," so das Fazit von Dr. Klaus Racky nach Abschluß seiner Versuche. Die Internet-Zeitschrift "archäologisch" hat aufgrund dieser Ergebnisse in ihrem bereits vor längerer Zeit veröffentlichten Beitrag über die Wetterauer Brandgräber den Hinweis auf die Verwendung einen Zahnarztbohrers durch "Fälscher" Georg Bausch entfernt..


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