Nachdem ich die Ergebnisse meiner
zweijährigen Nachforschungen im "Fall Bausch" in bisher einem
halben Dutzend ausführlicher Beiträge auf unserer Homepage
veröffentlicht habe, ist es an der Zeit eine Zwischenbilanz zu
ziehen. Ich habe mich anhand der erreichbaren Literatur darum
bemüht den Vorwurf zu entkräften, daß die "Wetterauer Brandgräber nebst ihren Beigaben von Bauschs Hand herrührten,"
wie ihn Gudrun Loewe 1958 in der "Germania" formuliert hatte. Der
Fälscher-Vorwurf wurde von seinen Nachkommen von Beginn an
entrüstet zurückgewiesen, war doch Georg Bausch ein stets
ehrbarer und geachteter Bürger gewesen, den seine Vorgesetzten als
zuverlässigen Mitarbeiter schätzen gelernt hatten. Zudem
trauten ihm alle, die den als bieder beschriebenen Georg Bausch
näher kannten, nicht die intellektuelle Fähigkeit zu,
derartige komplizierte Fälschungen durchzuführen.
Außerdem wird Gudrun Loewe vorgeworfen, in ihrer Abhandlung kein
erkennbares Motiv für die Handlungsweise des Beschuldigten genannt
zu haben.
Ihr unterschwelliger Vorwurf, Bausch habe diese Fälschungen aus
pekuniären Gründen begangen, ist bei näherer Betrachtung
völlig haltlos. Bei der Eröffnung der Ausstellung "Die
Wetterauer Brandgräber - War Georg Bausch ein
Meisterfälscher" im Historischen Rathaus Windecken war auch der
zuständige Kreisarchäologe Dr. Otto Schmitt anwesend. Ihn
zitiert der Journalist Sundermann in seinem Beitrag "Original oder
Fälschung: die Steinzeit-Halsketten" vom 27. August 2003 wie
folgt: "Sehr kritisch" betrachtet der heutige Kreisarchäologe
Hans-Otto Schmitt den Fall Bausch. Der FR sagte er, jungsteinzeitliche
Siedlungsreste habe man in der Region "in ungezählter Zahl"
gefunden - "aber wo sind die Gräber?" Eigenartig findet er die
Kieselketten. Die kulturellen und handwerklichen Fähigkeiten der
damaligen Menschen seien nicht zu unterschätzen. Doch es gebe
keine vergleichbaren Stücke aus jener Zeit. Der Archäologe
kann sich jedoch keinen Reim auf das Warum einer möglichen
Fälschung machen. "Niemand hat offenbar was verdient. Das ist das
Mysteriöse an der Sache."
In der "Wetterauer Zeitung" heißt es zu den Ausführungen des
Kreisarchäologen weiter, daß zwar bandkeramische
Siedlungsreste nachgewiesen werden konnten. "Nach wie vor mangelt es jedoch an der Existenz von Grabstätten",
so D. Hans-Otto Schmitt, der die Gräber im Main-Kinzig-Kreis
für echt, den Schmuck jedoch für unecht hält.
Feinste Steinbohrungen 7000 v. Chr.
Meine näheren Untersuchungen der 1907/08 auf dem "Tannenkopf" bei
Butterstadt in den 32 "Wetterauer Brandgräbern"gefundenen
Schmuckketten anhand von Originalen, Fotos und Beschreibungen haben
wohl eindeutig bewiesen, daß es in dem zur Verfügung
stehenden Zeitraum einer Person nicht möglich gewesen sein konnte,
die erforderlichen Kieselsteine zu sammeln, zu durchbohren und Tausende
von Verzierungen anzufertigen. Dies aber hat Gudrun Loewe in ihrer
genannten Germania-Abhandlung Georg Bausch unterstellt. Sie merkt an: "Ungeahnte
technische Fähigkeiten der Steinzeitmenschen schienen sich in den
feinen Durchbohrungen und Verzierungen anzudeuten. Wolff setzt ohne
Bedenken voraus, daß die oft weniger als 1 mm feinen und bis zu 5
mm langen zylindrischen, anscheinend meist von beiden Seiten her
geführten Bohrungen mit dem Silexbohrer ausgeführt worden
seien." In ihrem abschließenden "Verdammungsurteil" führt sie unter 3. aus: "Die
Herstellung der Beigaben wäre mit den technischen Mitteln der
Steinzeit undurchführbar; es bedarf dazu eines neuzeitlichen
Metallbohrers."
Diese Behauptung kann wohl aufgrund der Ausgrabungsergebnisse von Catal
Höyük und anderen steinzeitlichen Siedlungen Anatoliens nicht
aufrechterhalten werden. Erstaunliches berichtet nämlich Rudolf
Pörtner in seinem 1975 erschienenen Buch "Alte Kulturen ans Licht
gebacht" auf Seite 67: "Die Qualität der Fertigware beweist die
hohe technische Leistungsfähigheit der Menschen von Catal
Höyük. Steinperlen wurden in Massen und mit so feinen
Bohrungen hergestellt, daß man sie mit modernen Stahlnadeln nicht
auffädeln kann." Dies geschah immerhin zwei Jahrtausende,
bevor die Bandkeramiker den fruchtbaren Lößboden der
Wetterau unter den Pflug nahmen!
Ich versuche seit einiger Zeit, nähere Einzelheiten über das
Herstellungsverfahren dieser feinsten Bohrungen vor 9000 Jahren in
Erfahrung zu bringen. Ein Mitarbeiter der Orientabteilung des Deutschen
Archäologischen Instituts, der zur Zeit eine Ausgrabungskampagne
im Südosten der Türkei leitet, teilte mir mit: "Der
Göbekli Tepe gehört - im groben Raster gesehen - zur gleichen
Kultur wie Catal Höyük, ist aber 2000 Jahre älter. 1mm
Bohrungen an Steinperlen sind in dieser Zeit geläufig und nicht
weiter bemerkenswert." Der Archäologe sagte zu, mir nach
seiner Rückkehr in das Institut nähere Informationen zukommen
zu lassen. Ich werde darüber berichten.
Edith Hoffmann sät Zweifel
In diesem Beitrag soll vor allem die Loewe-Behauptung untersucht
werden, daß es sich bei den "Wetterauer Brandgräbern"
durchweg um "neuzeitliche Störungen" sprich Fälschungen
handelte. Es ist höchst bedauerlich, daß die
zeitgenössischen Fachwissenschaftler in ihren
Veröffentlichungen die Behauptungen ihrer Kollegin offensichtlich
ungeprüft übernahmen und damit der Wissenschaft keinen guten
Dienst erwiesen. Der Prähistorikerin Edith Hoffmann müssen
nach den Ausgrabungen auf dem bandkeramischen Siedlungsplatz in Elsloo
(Südlimburg) Zweifel an der von Gudrun Loewe unterstellten
"Massenfälschung" von Brandgräbern in der südlichen
Wetterau gekommen sein.
In ihrer 1973 in der "Jahresschrift für mitteldeutsche
Vorgeschichte" erschienenen Abhandlung "Zur Problematik der
bandkeramischen Brandbestattungen in Mitteleuropa" bezeichnet sie zwar
die von Gudrun Loewe gegen Bausch vorgebrachten Argumente als so
überzeugend, "daß man ihnen nur zustimmen kann", gibt aber einschränkend zu bedenken: "Trotzdem
stellt sich gerade im Zusammenhang mit den Brandgräbern in
Südlimburg und Mannheim-Seckenheim die Frage, ob wirklich alle in
der Wetterau gefundenen Brandgräber - was den Leichenbrand
anbetrifft - Fälschungen sind." Wenn G. Loewe schreibt (1958, 429): "Flüchtige
Streuungen kleiner und kleinster Mengen von Leichenbrand sind mir nur
aus römischen Brandgräbern bekannt", so konnte sie noch
nicht wissen, daß gerade diese schon von G. Wolff bei der
Entdeckung der ersten Brandgräber erwähnte Unscheinbarkeit
als typisch besonders für die bandkeramischen Brandgräber von
Elsloo herausgestellt werden würde.
Auch der Schlußsatz ihres Aufsatzes (434): "Die relativ
wenigen Grabungsbefunde und ûberichte lassen die stereotypen
Grabmulden als neuzeitliche Störungen erkennen",
schließt diese Möglichkeit nicht aus, daß die
Verhältnisse in anderen Fällen, wo keine Berichte vorhanden
sind, anders gewesen sind. Vor allem sei auf eine Anmerkung G. Loewes
(1958,428, Anm. 28) verwiesen: "Entsprechende Brandgräber ohne
Beigaben, die G. Wolff auch als neolithische bezeichnete, werden in
diesem Bericht nicht berücksichtigt."
Ein "bißchen schwanger" gibt es nicht
Nach dieser vorsichtigen Kritik an ihrer Kollegin versichert Edith
Hoffmann: "Um nicht mißverstanden zu werden: Die "Wetterauer
Brandgräber" als Sondergruppe mit den für sie ganz
spezifischen Beigaben wurden von G. Loewe gewiß zu Recht als
Fälschungen entlarvt. Erwogen werden sollte lediglich - was heute
leider nicht mehr nachzuprüfen und deshalb im Grunde rein
spekulativ ist -, ob sich unter den etwa 100 nicht doch einige "echte"
bandkeramische Leichenbrände befanden, die dann in Ermangelung
repräsentativer Ausstattungen durch die Mithilfe von G. Wolffs
Mitarbeiter G. Bausch erst ins rechte Licht gesetzt wurden."
Es ist fast schon amüsant festzustellen, wie Edith Hoffmann,
zwischen ihrer offenkundigen Meinung, daß Gudrun Loewe es in
dieser Frage wohl nicht allzu genau genommen hat und dem Motto "Eine
Krähe hackt der anderen keine Augen aus", hin und her schwankt.
Doch hier muß die Tatsache gelten, daß es "ein
bißchen schwanger" nicht gibt. Entweder die Brandgräber
waren alle echt und Bausch hatte nur einen Teil davon mit seinen von
ihm und einer unbekannten Helferschar produzierten durchbohrten
Artefakten aus irgendwelchen nicht erkennbaren Gründen
"aufgewertet" - oder sie waren alle "von Grund auf" getürkt. Es
ist offensichtlich, daß Edith Hoffmann von der Echtheit der
Wetterauer Brandgräber überzeugt war. Doch auch sie konnte
sich ebenso wie Gudrun Loewe nur auf die Literaturquellen stützen.
Die Abhandlung von Edith Hoffmann ist zwar 1973 in einer
DDR-Fachzeitschrift erschienen, doch dürfte sie der 1994
verstorbenen Gudrun Loewe mit Sicherheit bekannt gewesen sein. Obwohl
darin ihre generelle Aussage, alle etwa 100 von Georg Bausch im Raum
Hanau/Frankfurt entdeckten Brandgräber "als solche" seien von ihm
gefälscht worden, von Edith Hoffmann recht deutlich bezweifelt
wurden, hat sie meines Wissens nie Stellung genommen. Auch alle
Prähistoriker, die sich in ihren Veröffentlichungen mit
diesem Thema beschäfigten, sahen keine Veranlassung zu einer
einschränkenden Bemerkung. Wie an Beispielen bereits aufgezeigt,
nahm es Gudrun Loewe mit der Auswertung der Grabungsprotokolle nicht
immer genau. So verschwieg sie, daß zahlreiche Brandgräber
nicht von Georg Bausch, sondern beispielsweise von Dr. Paul Steiner,
entdeckt wurden. Dem Assistenten der Römisch-Germanischen
Kommission unterstellt Gudrun Loewe allerdings keine Fälschungen.
Sie mißt also mit zweierlei Maß. Nach Gudrun Loewe sind in
der "Ära Bausch" von 1907 bis 1920 im Raum Hanau/Frankfurt/Main
etwa 100 bandkeramische Brandgräber entdeckt worden. Registriert
wurden von ihr jedoch nur solche Gräber, die als Beigaben
durchbohrte Artefakte in Form von Kieselsteinen,
Schieferplättchen, Tierzähnen oder
Gefässbruckstücken enthielten.
Doch schon Edith Hoffmann erwähnt folgende Loewe-Anmerkung: "Entsprechende
Brandgräber ohne Beigaben, die Wolff als neolithisch bezeichnet,
werden in diesem Bericht nicht berücksichtigt." Woher nimmt
Gudrun Loewe, die ja nie ein bandkeramisches Wetterauer Brandgrab zu
Gesicht bekommen hat, die Chuzpe zu der süffisanten Bemerkung, "die Wolff auch als neolithisch bezeichnet?"
Daß von Georg Bausch neolithische Brandgräber ohne jegliche
Beigaben gefunden wurden, wie rund 60 Jahre später in Elsloo,
paßt natürlich überhaupt nicht in die von Gudrun Loewe
mit allerlei, zum Teil höchst anfechtbaren "Beweisen",
konstruierte Fälschertheorie.
Die Tatsache von "beigabenfreien" Brandgräbern provoziert
nämlich die naheliegende Frage: Was sollte Georg Bausch eigentlich
veranlasst haben, solche "getürkten" Gräber lediglich mit
Leichenbrand unbekannter Herkunft zu "bestücken"? Er hätte
wirklich zehn oder noch mehr Hände benötigt, um nur "seine"
Steinketten und andere durchbohrte Artefakte unterzubringen. Schon
diese Problematik allein sollte genügen, um die Unhaltbarkeit der
LoeweûBehauptung, daß es sich bei allen Wetterauer
Brandgräbern um "neuzeitliche Störungen" handelt, zu
widerlegen.
Im Frühjahr 1908 wurde im Kilianstädter Wald, nahe der
Büdesheimer Grenze, beim Anlegen eines Entwässerungsgrabens
ein bandkeramisches Brandgrab angeschnitten. Daraufhin beauftragte
Prof. Wolff seinen Vorarbeiter Georg Bausch, sondierende
Schürfungen durchzuführen. Dieser entdeckte weitere vier
Gräber, die am 20. Mai 1908 von den Professoren Wolff und
Dragendorff sowie Dr. Kropatscheck freigelegt wurden.
Das Protokoll führte Dr. Paul Steiner, der die Ergebnisse der
Ausgrabung in seiner Abhandlung "Neolithische Brandgräber im
Kilianstädter Wald (Wetterau)" ausführlich erläutert.
Er schreibt: "Die Bestattungsweise war jener bei Butterstadt und
Marköbel äußerlich durchaus konform: Nach Abdeckung der
(hier durch Aufschwemmung starken) Humusschicht zeigt sich in dem
gewachsenen (Lehm-)Boden ein dunkler bis schwarzer Fleck; er pflegt von
unregelmäßig-runder Form zu sein, oval, herz- oder
nierenförmig, abgerundet dreieckig, schlauchförmig oder
ähnlich, eine Form, die sich bei der
gleichmäßig-schichtigen Abdeckung durch unseren Handspaten
meist nicht bis zur Sohle der Grube hinab so erhält, sondern sich
ständig ändert, während doch die Grenzen der dunklen
Füllmasse gegen den gelben oder braunen Lehm (Löß) sehr
scharf hervortritt - ein Zeichen, daß man bei Anlage der Grube
nicht allzugroße Sorgfalt angewendet hat, was übrigens bei
der Primitivität der verwendeten Werkzeuge nicht sonderlich
auffallen kann. Der Durchmesser der Grube ist in einer Tiefe von rund
50 cm unter heutiger Bodenfläche durchschnittlich bis 50 cm, die
unterste, flach muldenförmige Sohle ist durchweg bei -55 cm schon
erreicht. Eine etwa 3 cm dicke Schicht über dieser
Sohlenfläche birgt den eigentlichen Grabinhalt, die Splitter
verbrannter Knochen. Herr Hofrat Dr. Hagen hatte die Freundlichkeit,
diese Knochenreste zu untersuchen und sie als Menschenknochen zu
bestimmen. Außer den Knochen fanden sich Scherben und
Schmuckstücke; die Füllmasse darüber ist stark
holzkohlehaltige Erde. Daß Brandbestattung vorliegt, ist also
offensichtlich. Auffallend ist, wie bei den erstgefundenen, so auch an
diesen Kilianstädter Gräbern die geringe Masse der Knochen;
die Verbrennung war eine sehr starke und gründliche. Die
Beschaffenheit der Holzkohle und damit der Füllmasse der Grube
erscheint hier etwas anders als in den Gräbern bei Butterstadt und
Marköbel: Hier selten beachtenswerte Brocken, nur Atome, dort
hingegen sind größere Holzkohlestücke, die noch gut die
Struktur erkennen lassen, geläufig."
Brandgräber in der Wetterau und in Elsloo sind kongruent
Die Wetterauer "Brandgräber-Fälschungen" (nach Gudrun Loewe)
weisen eine frappierende Übereinstimmung mit den rund ein halbes
Jahrhundert später auf dem bandkeramischen Siedlungsplatz Elsloo
(Südlimburg) entdeckten 47 (echten!) Brandgräbern auf. Dies
sowohl hinsichtlich der Fundlage (Abmessungen) als auch der geringen
Mengen kalzinierter Knochen und Holzkohlereste sowie der wenigen
Beigaben. Hier bleiben, wie bereits öfter betont, die durchbohrten
Artefakte in den Wetterauer Brandgräbern unberücksichtigt.
Die nachfolgenden Anmerkungen sind dem 1970 veröffentlichten Buch
"Linearbandkeramik aus Elsloo und Stein" von P. J. R. Modderman
entnommen. Zur Fundlage heißt es: "Die siebenundvierzig
Brandgräber sind im Vergleich zu den Körpergräbern im
allgemeinen durch die geringe Tiefe der Gruben gekennzeichnet, in die
der Leichenbrand gelegt wurde. Die meistern Gruben, in denen die Reste
von Leichenbrand bestattet worden sind, reichen nicht tiefer als bis
etwa 40 cm unter die heutige Bodenoberfläche" (S. 70). Die in
der Gemarkung "Tannenkopf" entdeckten Wetterauer-Brandgräber
weisen in der Anlage keine irgendwie erkennbare "Ordnung" auf.
So auch in Elsloo, wie Modderman auf Seite 65 bemerkt: "Die
Körpergräber bilden zusammen in etwa die Form eines
Hufeisens, mit Öffnung nach S.W. Die Brandgräber kommen, wie
sich herausstellte, zu einem wesentlichen Teil in der westlichen
Hälfte des Gräberfeldes vor. Die Gruben sind willkürlich
über die ausgegrabene Fläche verstreut." In seinem
umfangreichem Werk über die Ausgrabungen in Elsloo hat Modderman
alle Gräber aufgelistet. Zu den Brandgräbern wird stereotyp
bemerkt: "Dicht unter der Oberfläche liegendes Grab mit Leichenbrand." Gefunden wurden geringe Mengen Leichenbrand, mit kalzinierten Knochen, oft "zu gering, um sie zu sammeln." "Die von der Leichenverbrennung herrührenden Kohlestückchen waren von unterschiedlicher Grösse",
heißt es weiter. Wie in der Wetterau wurden in den
Brandgräbern in Elsloo zusammen mit dem Leichenbrand nur wenige
Beigaben gefunden. Sie bestanden hier wie da in der Hauptsache aus
verzierten und unverzierten Gefässbruchstücken, kleinen
Werkzeugen (Dechsel), Feuersteinabschlägen und
Hämatitstücken. Ganze Gefässe wurden weder an der Hohen
Straße noch in Elsloo gefunden.
Außerdem waren Gräber, die nur geringe Mengen Leichenbrand
ohne jegliche Beigaben enthielten, nicht selten. Auch in dieser
Beziehung gibt es eine kongruente Übereinstimmung mit den
Wetterauer Funden. Wie bereits mehrfach betont, bleiben bei diesem
Vergleich die in den Wetterauer Brandgräbern als Beigaben
enthaltenen durchbohrten Artefakte vorerst unberücksichtigt.
Wetterauer Brandgräber waren echt
Diese erstaunlichen Parallelen werfen natürlich die Frage auf, ob
die Loewe-Behauptung, daß es sich bei den "Wetterauer
Brandgräbern" ausschließlich um "neuzeitliche
Störungen" sprich von Bauschs Hand ausgeführten
Fälschungen handelt, weiterhin aufrechterhalten werden kann? Ich
sage eindeutig: Nein - und ich stehe mit dieser Auffassung nicht mehr
allein. Auch der Kreisarchäologe Dr. Otto Schmitt ist nach Studium
der von mir auf unserer Homepage zum "Fall Bausch"
veröffentlichten Fakten zu der Überzeugung gelangt, daß
die Wetterauer Brandgräber "als solche" echt waren. Georg Bausch
müßte schon über weit in die Zukunft reichende
seherische Fähigkeiten verfügt haben, wenn er vor dem Ersten
Weltkriege die Brandgräber so "getürkt" haben sollte,
daß sie mit den über ein halbes Jahrhundert später in
Elsloo entdeckten brandkeramischen Brandgräbern so frappierend in
Anlage sowie hinsichtlich der Menge des Leichenbrandes und der Beigaben
übereinstimmten. Schließlich konnte sich er sich nicht an
irgendwelche "Vorgaben" orientieren, denn es gab damals noch keine.
Rätsel geben nach wie vor die Kieselsteinketten und andere
durchbohrte Artefakte in den Wetterauer Brandgräbern auf. Hier ist
über die "Echtheitsfrage" und vor allem über die Motive einer
ev. "Fälscherbande" noch lange keine endgültiges Urteil
gefällt - auch wenn Gudrun Loewe das in ihrem Germania-Beitrag so
darstellt. Vielleicht findet sich die Lösung im fernen
Anatolien!
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