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© GVW 2000 |
Die Industriestadt Glasow (Glazov) liegt
etwa 800 km Luftlinie nord&oml;stlich von Moskau an der Tschepza |
In der über einhunderttausend Einwohner zählenden Stadt Glasow
(Udmurtische Republik) bemüht sich seit einiger Zeit eine Frau darum,
ihre im Hessenland vermuteten "Roots" zu erforschen. Nach ihrer Ehe mit
einem russischen Staatsbürger weist sie mit ihrem Zweitnamen Lindt
wohl mit einigem Stolz auf ihre deutschstämmige Herkunft hin.
Sie wandte sich zunächst um Auskunft an die bekannte Schweizer Schokoladenfirma
Lindt & Sprüngli, die sie an Pfarrer i.R. Thomas Lindt in Sigriswil
verwies, der mit der Geschichte der weitverzweigten eidgenössischen
Lindt-Sippe besten vertraut ist.
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© GVW 2000 |
Das alte Glasow: Haus des Industriellen Gorbuschin |
Mit ihm steht seit einiger Zeit der Windecker Lokalhistoriker Rolf Hohmann
in regem Erfahrungsaustausch, denn im alten Grafenstädtchen wurzeln
die Vorfahren von Johann Rudolf Lindt, der in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts durch die von ihm erfundene Schmelzschokolade weltbekannt
wurde. Deshalb hat Rolf Hohmann als 1. Vorsitzender des Geschichtsvereins
Windecken 2000 seine Hilfe angeboten, die mit fast überschwenglichem
Dank von Frau T.-Lindt angenommen wurde. Pfarrer Lindt vermutet, daß
die Vorfahren der heute in der Nähe des Urals lebenden Familien Lindt
einst in Windecken beheimatet waren und Mitte des 18. Jahrhunderts zusammen
mit Herrnhutern nach Rußland auswanderten.
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Das neue Glasow: Das dem Märchenschloß
des Zauberers Gudvin nachempfundene Lyzeum der Künste |
Dazu teilte das Unitätsarchiv Herrnhut auf Anfrage mit: "Im Jahr 1765
entstand Sarepta als Brüdergemeine. Aus verschiedenen Gemeinden in
Europa wurden Mitglieder dorthin gschickt. Bis 1892 befand sich eine Herrnhuter
Gemeinde in Sarepta." Das ist heute ein Stadtteil von Wolgograd, dem früheren
Stalingrad. Da im nahen Herrnhaag Mitte des 18. Jahrhunderts ebenfalls
ein Brüdergemeine bestand, hält Hohmann einen Zusammenhang mit
der Lindt-Auswanderung für möglich. Er hat inzwischen an alle
infrage kommenden Archive entsprechende Anfragen gerichtet. In der Russischen
Föderation sind aufgrund der nur spärlich vorhandenen Archivunterlagen
kaum weitere Hinweise zu erwarten. Bisher ist lediglich Peter Lindt als
"russischer Stammvater" bekannt, dessen Sohn Johann Peter 1886 geboren
wurde. "Es wird wohl die bisher härteste Nuss sein, die der Geschichtsverein
Windecken in Sachen Genealogie zu knacken hat," meint Rolf Hohmann. Er
bemerkt weiter: "Die Korrespondenz mit Frau Margareta T.-Lindt bereitet
große Freude, denn ihre sehr einfühlsamen, handgeschriebenen
Briefe sind in fast perfektem Hochdeutsch verfaßt."
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