Nulla dies sine linea
Geschichtsverein Windecken 2000

 

 
Archiv
Home
Lindt Bruder nach Russland ausgewandert ?

Die vom Geschichtsverein Windecken im März 2002 durchgeführte Ausstellung "Was hat Windecken mit Lindt-Schokolade zu tun?" erhielt einhelliges Lob. Erinnert wurde auf 16 Schautafeln daran, daß die Vorfahren des Erfinders der zartschmelzenden Schokolade, Rudolf Lindt (1855-1909), aus  dem alten Grafenstädtchen stammen.

Um 1750 wanderte der Apotheker Johann Martin Lindt (1720-1798) in die Schweiz aus und gründete dort die heute noch weitverzweigte Lindt-Sippe. Sein Vater, der Küfer und Bierbrauer Johann Ludwig Lindt, wurde 1690 in Windecken geboren und übernahm 1718 in dem auf der Klosterruine Marienborn erbauten Schloß des Grafen Carl August von Ysenburg  bei Eckartshausen die Gasthalterstelle. Durch Pfarrer i.R. Thomas Lindt in Sigriswil, der sich seit vielen Jahren mit der Genealogie der Schweizer Lindt-Familien beschäftigt, machte Geschichtsvereinsvorsitzender Rolf Hohmann die Briefbekanntschaft von Margarita Tutolmina, geb. Lindt, im fernen Glasow (Udmurtische Republik). Sie beherrscht die deutsche Schriftsprache fast perfekt und hatte sich an die bekannte Firma Lindt&Sprüngli bei Zürich mit der Bitte um "Amtshilfe" gewandt. Als dies nach dem Zusammenbruch der UdSSR wieder möglich war, setzte Rita T-Lindt,  wie sie sich nennt, sofort alle Hebel in Bewegung, um mehr über ihre deutschen Vorfahren zu erfahren. Dabei wurde sie vom Geschichtsverein Windecken nach besten Kräften unterstützt.

Da bisher nur Johann-Peter Lindt (geb. 1886) als erster Namensträger bekannt war, blieben alle Nachforschungen  in Archiven, bei Behörden und im Internet ohne Erfolg. Nunmehr hat sich eine entscheidende Wende vollzogen. Kürzlich erhielt Rita T-Lindt, aus dem Archiv der Stadt Engels einen detaillierten Stammbaum ihrer Familie. Daraus geht hervor, daß Johan Conrad Lindt (1760-1828) der Stammvater dieses russischen Lindt-Zweigs ist. Angaben über dessen Herkunft gibt es nicht. Nun wird es spannend, worauf Pfarrer Thomas Lindt in Sigriswil seinen Nidderauer Korrespondenzpartner sofort aufmerksam machte. Hatte doch der Schweizer Stammvater Johann Martin Lindt drei Brüder, nämlich Johann Heinrich (geb. 1719), Johann Ludwig (geb. 1724) und Johann Casimir (geb. 1726).

Nun besteht durchaus die Möglichkeit, daß einer der Brüder Vater des nach Rußland ausgewanderten Johan Conrad ist. Im 18. Jahrhundert folgten zahlreiche Bewohner der Grafschaften Hanau und Ysenburg-Büdingen dem Lockruf Katharinas der Großen in die Weiten des Russischen Reiches und sie wurden hauptsächlich im Wolgagebiet angesiedelt. Rolf Hohmann wird nun nochmals die
Kirchenbücher der Gemeinde Eckartshausen auf diesen neuen Aspekt hin durchforsten und er meinte: "Das wäre ein Ding, wenn sich die vage Vermutung von Pfarrer Lindt bewahrheiten würde." 

©  Geschichtsverein Windecken 2000
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Vereins.