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Geschichtsverein Windecken 2000

 

 
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Ein entblößtes Mädchen auf des Husaren Pferd
und
Warum der Kaiser den Tango verbot

Amüsantes und Interessantes aus alten Zeitungen
Zusammengestellt von Rolf Hohmann

Heimatforscher Rolf Hohmann hat in über 30 Jahren bei seiner Quellensuche auch zahlreiche ältere Zeitungsbände durchforstet. Er fand dabei einiges Amüsantes und Interessantes, das wir den Besuchern unserer Homepage nicht vorenthalten wollen.


"Piff, Paff" oder "Halt fest" ?

So veröffentlichte der Hanauer Anzeiger in seiner Ausgabe vom 1. Dezember 1892 unter der Überschrift "Ein Schützengruß" folgenden Beitrag: "Radfahrer, Ruderer, Feuerwehren, Kegler, alle haben einen Gruß, den sie einander bei gemütlichem Beisammensein zurufen. Nur die Schützenvereine sind noch nicht im Besitz eines solchen. Und so geht denn das Bestreben der allzeit fiedelen Schützenbrüder ganz ernstlich dahin, sich auch einen Gruß zuzulegen. Die Verbandszeitung der Mährischen Schützen bringt daher in der letzten Nummer eine Auslese verschiedenster für Schützenbrüder passende Grüße in Vorschlag: so z.B. "Halt fest", Piff, Paff", Fehl treff, treff fehl", "Getroffen", "Gut Korn", "Gut Ziel," 'Gut Ziel' dürfte am meisten Aussicht haben, als Gruß angenommen zu werden. Auch die deutschen Schützenbrüder werden ersucht, sich dieser Angelegenheit anzunehmen, und so dürfte man denn auf dem nächsten Bundesschießen ein freundliches "Gut Ziel" hören."

Von kopflosen Zündhölzern

In der "Windecker Zeitung" vom 19. Januar 1910 erschien folgende Anzeige: "Steuerfrei sind die Zündhölzer, die man sich in ganz kurzer Zeit mit dem patentamtlich geschützten Apparat "Galopp" selbst anfertigen kann. Die Anfertigung ist kinderleicht und vollkommen ungefährlich. Der Apparat nebst kopflosen Hölzern und Zündmasse sind zu haben in der Kolonialwarenhandlung von Wilhelm K. Färber, Windecken. Alleinverkauf für die Kreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern." 

Warum der Kaiser den Tango verbot

Die gleiche Zeitung berichtete unter der Überschrift "Warum der Kaiser den Tango verbot" in ihrer Ausgabe vom 3. Dezember 1913 auf der Titelseite: "Der Berliner Korrespondent der "Daily Mail", der es ja wissen muß, meldet, daß der Grund der tangofeindlichen Haltung des Kaisers darin zu suchen ist, daß man an höchster Stelle erfahren habe, daß die Kronprinzessin Cecilie Unterrichtsstunden im argentinischen Tango und anderen hochmodern Tänzen genommen habe. Da auch Grund zur Annahme vorhanden sei, daß der Kronprinz sich ebenfalls für den Tango interessiere, so hätten seine Eltern beschlossen, ihren kaiserlichen Bannstrahl auf den Tango zu schleudern."

Mit Zwiebeln gegen Mückenplage

Auch der folgende Beitrag wurde in der "Windecker Zeitung" und zwar am 22. Juli 1914 veröffentlicht: "Eine der unangenehmsten Folgeerscheinungen der Hitze sind die Mücken. Selbst Leute mit seilstarken Nerven verlieren ihren guten Humor und ihren Schlaf, wenn so ein Chor unangreifbarer Insekten mit mißtönendem Summen um ihren Kopf fliegen, ihnen in Blitzesschnelle einen heimtückischen Stich versetzen und der nach ihnen schlagenden Hand gewandt ausweichen. Gegen diese Plage preist ein französisches Blatt ein Mittel an. Allen Mückenfeinden sei also gesagt: Man nehme ein paar frische Zwiebeln, schneide davon 8-10 Scheiben ab, lege diese auf einen Teller und stelle ihn in nächster Nähe am Kopfende des Bettes auf. Die Mücken wagen dann nicht, sich dem Menschen zu nähern, halten sich vielmehr in respektvoller Entfernung. Man hat nur darauf zu achen, daß man täglich die Zwiebelscheiben erneuert, damit der verscheuchende Geruch kräftig genug bleibt. Dann ist man im Nu die Mückenplage los. Fragt sich nur, was schwerer zu ertragen ist, Mückenstiche oder penetranter Zwiebelgeruch." 

Napoleon und das Bauernmädchen

In früheren Zeiten wurden aus Kostengründen beim Einbinden von Akten oft alte Pergamente verwendet oder die freie Rückseite von beschriebenen Papieren für Mitteilungen  benutzt. So befindet sich  im Archiv der Stadt Windecken in der 1828 angelegten "Acta-Gesuch des Max Wendel Hamburger um Aufnahme in den landesherrlichen Schutz" auf der Rückseite eines Schreibens des Bürgermeisters Hochstadt an das Kurfürstliche Kreisamt Hanau folgende "Kurzerzählung," die im Originaltext wiedergegeben wird: 

"Bey der Schlacht bei Jena, hollte ein junges Bauernmähdgen eine Gebund=Klee auf ihrem Acker, der nicht weit vom Lager entfernt war, dieses Mähdgen war blos ohne Mützchen und Hemdermel gekleidet, ein Husar von der französischen Armee, der den äußersten Vorposten hielte, verließ seinen Posten, und ging zu diesem Mägdchen, um auf eine unanständige Art seine Begierde zu befriedigen, dieses Mägdchen willigte ein; mit der Bedingniß, wenn er sich entkleide, so würde sie einwilligen, er thate dieses, sie hielte während der Auskleidung des Husaren sein Pferdt, und setzte sich dann ganz entblößt darauf, und ritt auf das erste Piquatt, lies sich dort melden mit dem Bemerken, sie wolle den Kaiser Napoleon sprechen, dieses geschah, die Herzhaftdigkeit dieses Mägdchen gefiehle dem Kaiser sehr wohl, er liese sogleich durch Kanonen-Schüsse die ganz Armee zusammen kommen, allein es fehlte kein Mann als der einzige Husar, dieser wurde durch seine Dienstnachlässigkeit für die Fronde gestellt um daß seine Kammeraden ein Beispiel davon nehmen mögten."
 

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