Auch für das Jahr 2001 sind im neuen Heimatmuseum Windecken wieder
zahlreiche Veranstaltungen geplant. Diese finden im Untergeschoß
des ehemaligen Hospitals statt, während in der oberen Etage in nur
wenigen Vitrinen einige ausgewählte Stücke aus dem Bestand des
1959 im historischen Rathaus vom "Verkehrs- und Verschönerungs- Verein
Windecken" eingerichteten Heimatmuseums ausgestellt sind.
Der von Emmy Hohmann verfaßte Beitrag, der am 7. August 1997 im
"Nidderauer Anzeiger" veröffentlicht wurde, schildert die Historie:
"Als sich 1953 in Windecken die angestrebte Bildung eines Kulturrings
nicht verwirklichen ließ, wurde im folgenden Jahr der Verkehrs- und
Verschönerungs-Verein gegründet. Er hat sich durch die Verschönerung
des Stadtbildes und das Aufstellen zahlreicher Ruhebänke Verdienste
um das alte Grafenstädtchen erworben. Seine Heimatfeste sind wohl
allen Dabeigewesenen noch in bester Erinnerung. Schon früh waren Bestrebungen
im Gang, ein Heimatmuseum einzurichten.
In einer kurzgefaßten Vereinschronik wird unter dem Jahr 1959
vermerkt: "Nachdem alle Böden, Ecken und Winkel durch unser Vereinsmitglied
Heinrich Reul durchsucht worden sind und ein Raum in unserem Rathaus gefüllt
ist, haben wir das Heimatmuseum am 10. September geöffnet." Gesammelt
wurde alles aus Haushalt, Landwirtschaft und Gewerbe vergangener Tage,
das die alteingesesemem Familien gerne zur Verfügung stellten.
Das Heimatmuseum im Erdgeschoß des 1520 erbauten Rathauses entsprach
zwar nicht den von Beamten ersonnenen Richtlinien eines "anerkannten" Museums,
doch die Windecker besuchten es gerne mit Kind und Kegel. Die Stadtväter,
die kaum etwas vom Museumswesen verstanden, wollten jedoch höher hinaus.
Das vertraute Heimatmuseum mußte im Zuge der Neugestaltung des Rathauses
verschwinden, und die Exponate wurden zunächst erst einmal in Kartons
und Kisten verpackt.
Im alten Hospital, das Dank des Engagements des Lokalhistorikers Rolf
Hohmann vor dem Abbruch gerettet werden konnte, entstand für viel
Geld ein "modernes" Museum. Es ist zwar alles schön anzusehen und
die Richtlinien wurden im Hinblick auf den zu erwartenden Zuschuß
beachtet, doch der Ausstellungsraum zeichnet sich vor allem durch Sterilität
aus, und hierher verirrt sich auch nur selten ein Besucher. Es fanden nur
sehr wenige Exponate aus dem alten Heimatmuseum Gnade vor den beiden Museumsgestaltern.
Die meisten Austellungsstücke führen ein unbeachtetes Dasein
auf dem Dachboden des ehemaligen Hospitals, und dies wird von den "alten
Windeckern" bedauert. Sie sehnen sich nach der früheren Sammlung von
Erinnerungstücken aus Urgroßmutters Zeiten zurück, die
man auch anfassen durfte und nicht nur hinter Glasscheiben besichtigen
kann." |
Der Fotograf Helmut Roßbach hat kurz nach Einweihung des Heimatmuseums
und dann nochmals im September 1960 eine Reihe von Dias angefertigt, auf
denen alle Ausstellungsstücke zu sehen sind. Der Geschichtsverein
Windecken 2000 bietet nun den Stiftern oder deren Nachkommen mit einem
"virtuellen Rundgang" durch das "der Moderne" geopferte Heimatmuseum im
alten Rathaus die Gelegenheit, ein Wiedersehen mit den Exponaten zu feiern.
Der Überlieferung zufolge, soll ein Beamter der
zuständigen Behörde in Wiesbaden einst das Heimatmusem als "Krämerladen"
bezeichnet haben. Die Windecker haben ihn aber geliebt, was man vom "Museum
im Hospital" nicht unbedingt behaupten kann.
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