An den "Stadtvorstand Reul Wohlgeboren in Windecken" richtete Wilhelm
Walther am 16. Juni 1888 folgendes Schreiben: "In Anlage erlaubt sich
der unterzeichnete Vorstand des neu gegründeten Turnvereins, welcher
die Bezeichnung "Grundstein zur Einigkeit" führt, die Statuten desselben
ganz gehorsamst zur gefälligen Genehmigung vorzulegen. Ein Vereinslocal
ist bis jetzt noch nicht bestimmt."
Am 19. Juni 1888 hatte der Hanauer Landrat Graf Wilhelm von Bismarck
Kenntnis von der Vereinsneugründung im alten Grafenstädtchen.
Um an Wettkämpfen teilnehmen zu können, schloß sich der
TV Windecken, wie er schon früh in der Abkürzung genannt wurde,
dem Turngau Wetterau an. Nach Aufhebung der Soizialistengesetze im Jahre
1890 gründete sich neben der bestehenden Deutschen Turnerschaft (DT)
der Arbeiterturnerbund (ATB). Damit waren parteipolitische Kontroversen
in vielen Vereinen vorprogrammiert.
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Diese Ehrenurkunde des Turnvereins Windecken wurde am 20. September
1891 fr Georg Waas ausgestellt, der erfolgreich an einem Wettringen
teilgenommen hatte. Das gerahmte Original befindet sich im Nachlaß
von Emmy Hohmann, geb. Waas. Repro: Rolf Hohmann
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"Den Turnverein Windecken erreichte diese Entwicklung im Jahre
1910. Hier ging es nicht so sehr um das Miteinander politisch unterschiedlich
Denkender im Verein selbst, als vielmehr um den Beitritt zum ATB. Vom ATB
war es nur zu logisch, parallel zu der seinerzeit ja auch weltanschaulich
struktuierten Turnbewegung, eine eigene sozialdemokratisch ausgerichtete
Vereinsbasis beizustellen." (Festschrift zum 100jährigen Jubiläum
des TV Windecken 1988). Die Spannungen wuchsen und in der außerordentlichen
Generalversammlung am 9. Juli 1910 kam es bei der Debatte über die
Verlegung des Vereinslokals "Zum goldenen Löwen" in die "Hochmühle"
zum Eklat. Im Laufe der nächsten Monate unternahm Bürgermeister
Schlegel zwar den Versuch, die unter sich zerstrittenen "gutgesinnten"
Vereinsmitglieder bei der Stange zu halten, aber der Bruch war unvermeidlich.
Als der Turnverein "Grundstein zur Einigkeit" im September 1912 Mitglied
im Arbeiter-Turner-Bund geworden war, erklärten die "gutgesinnten"
Mitglieder ihren Austritt und gründeten den Turnverein Jahn, der sich
umgehend der Deutschen Turnerschaft anschloß.
Die Vorgänge im Landstädtchen Windecken wurden im Hanauer
Landratsamt mit Argwohn verfolgt und nachdem sich die Situation im Frühjahr
1910 zugespitzt hatte, schaltete sich Ende Juni Landrat Freiherr Laur (1908-1918)
ein. Er sandte dem parteilosen, und sich in diesem Vereinsstreit weitgehend
neutral verhaltenen Bürgermeister Wilhelm Schlegel, folgendes Schreiben:
"Zur Kenntnisnahme und Aushändigung des anliegenden Bescheides.
Müller ist darauf hinzuweisen, daß der Verein, falls er den
Zweck der Einwirkung auf politische Angelegenheiten verfolgt, unter die
Bestimmungen des Vereinsgesetzes vom 19. April 1908 fällt, dessen
§§ 3 und Ziffer 18,1 namentlich in Betracht kommen. Ich ersuche
außerdem um Bericht, was dort über die Bestrebungen des Vereins
bekannt ist."
Der erwähnte Bescheid ist in der Archivakte nicht vorhanden. Einzelheiten
über die Vorgänge im Turnverein Windecken sind dem Antwortschreiben
des Bürgermeisters Schlegel vom 1. Juli 1910 zu entnehmen:
"Gegen den Verein war bis jetzt nichts zu sagen. Auch bemühte
sich der Vorstand und die gut gesinnten Vereinsmitglieder, dem Verein seinem
Zweck entsprechend weiterzuführen. Hierbei werden denselben große
Schwierigkeiten von einer Anzahl Vereinsmitgliedern gemacht, welche sich
die erdenklichste Mühe geben, den Verein zu einem Arbeiterturnverein
umzubilden bzw. seinen Beitritt zur Freien Turnerschaft herbeizuführen.
Die betreffenden Mitglieder sind Sozialdemokraten. Es ist schon zu scharfen
Auftritten bei den Generalversammlungen gekommen. Der Vorstand möchte
den Verein von den Sozialdemokraten säubern und will die betreffenden
Mitglieder ausschließen. Bei den hießigen Akten befindet sich
ein Statut des Vereins, das besagt, daß politische Agitation im Verein
unstatthaft ist. Das Vorstandsmitglied Otto Müller hat Abschrift von
dem Statut genommen. In der nächsten Vorstandssitzung soll über
den Ausschluß der sozialdemokratischen Mitglieder beschlossen werden."
In der Präambel des Statutes heißt es: "Der Zweck des genannten
Vereins ist "Kräftigung des Körpers und Geistes durch turnerische
Übungen sowie Pflege echter Vaterlandsliebe, alle anderen Zwecke liegen
ihm fern."
Im "Goldenen Löwen" ging es hart zur Sache
Am 9. Juli 1910 fand die bereits erwähnte außerordentliche
Generalversammlung statt, in der es zu einer wüsten Keilerei gekommen
sein muß. Darüber informierte Karl Vollbrecht bereits am nächsten
Tag Bürgermeister Schlegel:
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Vom Festprogramm des vom TV Windecken 1905 ausgerichteten 12. Turnfestes des Gaus Wetterau ist nur das Titelblatt erhalten. Repro: Rolf Hohmann
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"Unterzeichneter erlaubt sich hiermit, Ihnen folgendes mitzuteilen.
Wie Ihnen hinlänglich bekannt ist, nahm die am 9ten dieses Monats
abgehaltene Generalversammlung des Turnvereins Windecken einen stürmischen
Verlauf, dank der seit einem halben Jahr unermüdlich betriebenen Hetze
einiger Vorstandsmitglieder. Um derartige Streitigkeiten für die Zukunft
zu vermeiden, hat sich die Mehrzahl der Mitglieder, darunter auch sämtliche
aktive Turner, entschlossen, das Vereinslokal in das Gasthaus "Zur Hochmühle"
zu verlegen. Als einen weiteren Grund zu der Lokalverlegung bemerke ich
noch, daß der seitherige Turnplatz polizeilich geschlossen wurde,
und auch im Junkerischen Lokale eine Einigung der Vereinsmitglieder unter
diesem Vorstand gänzlich ausgeschlossen ist. Im Auftrage der Mehrzahl
der Mitglieder und der aktiven Turner des Turnvereins Windecken."
Wie turbulent es bei dieser Generalversammlung zugegangen war, ist dem
Schreiben des Bürgermeisters vom 10. Juli 1910 an den Vorsitzenden
des TV Windecken zu entnehmen:
"Infolge der in Ihrem Verein bestehenden Streitigkeiten, die gestern
abend in der Generalversammlung zu Tätlichkeiten ausgeartet sind,
wird den Mitgliedern Ihres Vereins bis auf weiteres das Betreten des Turnplatzes
auf dem städtischen Grundstück auf dem Zimmerplatz untersagt.
Ich ersuche Sie, den Mitgliedern des Vereins dieses sofort bekannt zu machen
und den Schlüssel zum Tor des Zimmerplatzes ungesäumt an mich
abzuliefern. Polizeisergeant Bahro ist von mir ermächtigt, den Schlüssel
in Empfang zu nehmen. Sollten die Mitglieder die Herausnahme von ihnen
gehörigen Sachen, welche auf dem Turnplatz sich befinden, wünschen,
so kann dieses im Beisein des Sergeanten Bahro bewirkt werden."
Ebenfalls am 10. Juli 1910 verfaßte Georg Bauscher folgendes Schreiben
an Bürgermeister Schlegel:
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Mitglieder des Turnvereins Jahn Windecken bei einer Festzug-Ausstellung. Der Zeitpunkt der Aufnahme ist unbekannt. Repro: Rolf Hohmann
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"Hierdurch Ihnen zur Mitteilung, daß von den Mitgliedern des
Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" eine Generalversammlung beim Vorstande
des Vereins auf Mittwoch, den 13. Juli, abends 9 Uhr im Vereinslokal "Zum
Löwen" beantragt ist. Die Mitglieder betreten hiermit den Boden des
Gesetzes um die zur Zeit im Verein bestehenden Streitigkeiten zu regeln.
Da heute das Gerücht verbreitet wurde, daß der Vorstand beabsichtige,
in den nächsten Tagen die in der Hochmühle aufbewahrten Geräte
zu holen und durch die Polizei dabei unterstützt werden soll, so wird
Veranlassung genommen, Sie auf die Folgen eines solchen Vorgehens aufmerksam
zu machen. Im Interesse der Ruhe und Ordnung dürfte es angebracht
sein, wenn die erwähnte Versammlung abgewartet wird, in welcher das
weitere auf friedlichem Wege erledigt werden kann."
Es ging damals ziemlich drunter und drüber im Turnverein "Grundstein
zur Einigkeit," der in jenen hektischen Tagen seinem Namen wahrlich keine
Ehre machte. Der "Turnerkrieg"von 1910 wurde mit Vehemenz auch in den Spalten
der "Windecker Zeitung" ausgetragen, und es dauerte Monate, ehe sich die
erhitzten Gemüter wieder einigermaßen beruhigt hatten. Aus den
Unterlagen geht hervor, daß Georg Bauscher der sozialdemokratischen
"Fraktion" angehörte, die mit allen Mitteln versuchte, den bisher
"national gesinnten" Turnverein in das Lager der Arbeiterturnerschaft hinüberzuziehen.
Daß diese sich dabei im wahrsten Sinne des Wortes auch "schlagender
Argumente" bediente, die zu einer Verurteilung der Schläger durch
ein Schöffengericht führte, verdeutlicht, mit welcher Verbissenheit
vor dem Ersten Weltkrieg parteipolitische Auseinandersetzungen in den Vereinen
ausgetragen wurden. Nach den Prügeleien in der Generalversammlung
am 9. Juli herrschte zunächst ein trügerischer Burgfrieden. Am
21. Februar 1912 schickte das Königliche Amtsgericht Windecken folgenden
Notiz an Landrat Maximilian Freiherr Laur v. Münchhofen: "Der Turnverein
"Grundstein zur Einigkeit" zu Windecken hat seine Eintragung in das Vereinsregister
beantragt, wovon ergebenst Nachricht gegeben wird." Daraufhin informierte
der Hanauer Kreishauschef Bürgermeister Schlegel über diesen
Antrag "mit dem Ersuchen um Äußerung im Sinne § 61 Abs.
2 B.G.Bs" und fragte "Hat der Verein politische Tendenzen? "
Die Sozialdemokraten zog es in die Hochmühle
Bürgermeister Wilhelm Schlegel war über die kurz vor Ausbruch
des Ersten Weltkrieges im Nidderstädtchen zu beobachtende Politisierung
der örtlichen Vereine sichtlich beunruhigt, denn sie führten
zu Feindseligkeiten zwischen vielen zuvor befreundeten Familien. Da somit
der "innere Friede" in der ehemaligen Residenzstadt der Herren von Hanau
erheblich gefährdet war, informierte Schlegel den Hanauer Landrat
umfassend über die Lage.
Da seine Ausführungen einen anschaulichen Einblick in die damaligen
Vorgänge gewähren, wird sein Schreiben nachfolgend im Wortlaut
wiedergegeben:
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Die anläßlich der 2. Fahnen-und Turnplatzweihe in Verbindung mit dem
Gauturnfest 1950 herausgegebene Festschrift umfaßt nur 16 Seiten,
davon sind elf Seiten Geschäftsanzeigen. Repro: Rolf Hohmann
|
"Der hiesige Turnverein "Grundstein zur Einigkeit" steht in dringendem
Verdacht, daß er unter dem Deckmantel der Turnerei für die sozialdemokratische
Partei wirkt. Es fehlen jedoch bis jetzt ausreichende Beweise, um diesen
Verein als einen politischen zu erklären. Der genannte Verein war
früher in politischer Hinsicht einwandfrei. Er war damals ein Verein,
der auf dem Boden der deutschen Turnerschaft stand. Im Jahre 1910 ist der
Verein aus dem Turngau Wetterau ausgetreten. Seitdem gehört der Verein
keinem Turnerbund an. Im Jahre 1910 entstand im Verein ein großer
Streit. Dieser Streit wurde dadurch verursacht, daß die sozialdemokratisch
gesinnten Mitglieder des Vereins mit allem Nachdruck die Verlegung des
Vereinslokals in die Gastwirtschaft "Zur Hochmühle" verlangten. In
dieser Gastwirtschaft ist das Hauptlager der hiesigen Sozialdemokraten,
das Militärverbot für diese Wirtschaft besteht schon seit Jahren.
Der Antrag auf Verlegung des Vereinslokales wurde in schlauer Weise mit
allerlei Beweggründen unterstützt. Der gutgesinnte Teil der Vereinsmitglieder
war gegen eine Verlegung des Vereinslokales. Diese Mitglieder sagten sich,
daß dem Verlegungsantrag der sozialdemokratische gesinnten Mitglieder
ein anderer Beweggrund zugrunde läge und daß die ganze Machenschaft
darauf hinausgehen würde, den Verein dereinst in eine freie Turnerschaft
umzubilden. In einer Generalversammlung kam es zu Tätlichkeiten zwischen
einzelnen Personen. Ein Vorstandsmitglied, welches gegen den Verlegungsantrag
war, wurde von den Gegnern körperlich mißhandelt. Die Täter
sind vom Schöffengericht bestraft worden. Es kam aber doch soweit,
daß das Vereinslokal in die sozialdemokratische Gastwirtschaft "Zur
Hochmühle" verlegt wurde." Bürgermeister Schlegel berichtete
weiter, daß sich daraufhin die "gutgesinnten" Mitglieder zurückgezogen
hätten und bis auf einige wenige mit der Zeit aus dem Turnverein ausgetreten
seien. Er fuhr dann fort; "Die noch dabei gebliebenen Mitglieder sind aus
geschäftlichen Rücksichten pp. nicht ausgetreten. Die anderen
Vereinsmitglieder sind durchweg der sozialdemokratischen Partei zuzuzählen.
Die jetzigen Vorstandsmitglieder sind sämtlich Sozialdemokraten, einige
davon betätigen sich sogar agitatorisch für die sozialdemokratische
Partei. Daß dieselben ihren Einfluß für die sozialdemokratische
Partei namentlich bei den Turnerzöglingen geltend machen, ist sicher
anzunehmen. Denn sie sind durch die Turnerei und durch die Vereinszusammenkünfte
des Turnvereins mit den jungen Turnern in engerer Fühlung und werden
sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf diese jungen Leute
in sozialdemokratischer Hinsicht einzuwirken. Ob bei der Turnerei und den
Vereinsversammlungen des Turnvereins Gespräche geführt werden,
welche mit der Sozialdemokratischen Agitation in Verbindung stehen, konnte
bis jetzt nicht ermittelt werden. In der Gastwirtschaft "Zur Hochmühle"
hat außer dem sozialdemokratischen Wahlverein auch noch die sogenannte
freie Sängervereinigung ihr Vereinslokal. Diese Sängervereinigung
besteht durchweg aus sozialdemokratisch gesinnten Personen. An den Festlichkeiten
dieses Vereins, der als politischer Verein polizeilich nicht erklärt
werden konnte, nahm bis jetzt vielfach der Turnverein teil. Mitglieder
des Turnvereins gehören auch dieser Sängervereinigung an. Bei
dem sozialdemokratischen Wahlverein sind wiederum eine Anzahl Mitglieder,
welche sowohl der freien Sängervereingung als auch dem Turnverein
angehören. Diese drei Vereine stehens somit in Fühlung miteinander.
Bei dem Arbeiterturnfest in Langendiebach im Jahre 1910 haben eine Anzahl
Mitglieder des Turnvereins teilgenommen, sie wollten die Vereinsfahne mithaben.
Vom damaligen Vereinsvorsitzenden, der zu den gutgesinnten Mitgliedern
zählte, wurde ihnen dies verweigert; sie zogen ohne Fahne hin. Bei
einer Festlichkeit, die im vorigen Jahr im Garten "Zur Hochmühle"
von dem Turnverein abgehalten wurde, soll von den jüngeren Turnern
statt "Gut Heil" "Frei Heil" gerufen wurden sein. Auch wünschen diese
Turner beim Ankauf von Turngürteln solche, auf denen sich die Bezeichnung
"Frei Heil" befindet. Weitere Momente kann ich bis jetzt nicht anführen.
Daß der Turnverein sich demnächst dem Arbeiterturnbund anschließen
wird, wird nicht ausbleiben, wie es bereits von anderen Turnvereinen mit
gleicher Zusammensetzung der Vereinsmitglieder geschehen ist."
Der TV Windecken wird zum politischen Verein erklärt
Die von Bürgermeister Schlegel vorgebrachten Verdachtsmomente reichten
jedoch nicht aus, um dem Turnverein "Grundstein zur Einigkeit" Windecken
zum "politischen Verein" zu erklären, was viele Einschränkungen
zur Folge gehabt hätte. Die Antwort des Landrats erfolgte am 16.April
1912:
"Auf Ihren Bericht vom 21. März habe ich gegen die Eintragung
des dortigen Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" ins Vereinseregister
mangels Beweise politischer Tendenzen des Vereins gemäß §
61 B .G. B. Bedenken nicht erhoben. Ich beabsichtige jedoch das Verfahren
auf Entziehung der Rechtsfähigkeit nach § 43 a.a.O. unverzüglich
einzuleiten, sobald sich bestimmte Anhaltspunkte für Betätigung
des Vereins auf politischen Gebieten ergeben haben. In diesem Sinne ersuche
ich, den Verein andauernd auf das genaueste zu überwachen und mir
gegebenenfalls sofort, spätestens aber nach Ablauf eines halben Jahres,
Bericht zu erstatten."
Mit der Überwachung wurde Polizeisergeant Weider beauftragt, und
am 11. September 1912 meldete Bürgermeister Schlegel nach Hanau: "Der
Turnverein "Grundstein zur Einigkeit" hier ist jetzt Mitglied des Arbeiter-Turnerbundes
9. Kreis 4. Bezirk. Auf dem Briefbogen des Vereins ist dieser sogar aufgedruckt.
Der Verein hat in diesem Jahr an den Turnerfesten in Dörnigheim und
Oberdorfelden teilgenommen."
Am 1. Oktober 1912 führte Bürgermeister Schlegel mit dem Hanauer
Landrat eine Besprechung durch, die noch ohne Folgen für den Turnverein
blieb. Das sollte sich wenig später aber ändern. Obwohl Polizeisergeant
Weider sicher Ohren und Augen offen hielt, konnte er seinem Bürgermeister
keine Anzeichen einer politischen Agitation innerhalb des Turnvereins Windecken
melden. Die "Kaisertreuen" waren aber fest entschlossen, den sich in vielen
Gemeinden gebildeten Arbeitersportvereinen die Nachwuchsarbeit verbieten
zu lassen und ihnen somit die Basis zu entziehen.
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Im Festprogramm waren neben "Handel¨bungen" auch gemeinsame Freiübungen vorgesehen. Repro: Rolf Hohmann
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Bereits am 7. August 1907 hatte der "Minister der geistlichen, Unterrichts-und
Medizinal-Angelegenheiten" in einem Schreiben an alle Landesregierungen,
Landräte und Bürgermeister im Deutschen Reich ausgeführt:
"Neuerdings mehren sich die Fälle, in denen mir zur Kenntnis gebracht
wird, daß die im Arbeiterturnerbund zusammengeschlossenen Turnvereine
sich bemühen, sowohl schulpflichtige Kinder als auch schulentlassene
jugendliche Personen durch Einrichtung von besonderen Jugendabteilungen
heranzuziehen. Es ist allgemein bekannt, daß die gedachten Vereinigungen
lediglich den Zweck verfolgen, die jugendlichen Elemente schon frühzeitig
mit sozialdemokratischen Ideen zu erfüllen und dadurch ihren späteren
Anschluß an die sozialdemokratische Partei zu fördern und vorzubereiten.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß diesen Bemühungen der sozialdemokratischen
Vereine die ernsteste Aufmerksamkeit zugewendet werden muß, und daß
den Aufsichtsbehörden die Verpflichtung obliegt, derartige staatsfeindliche
Bestrebungen von der Jugend fernzuhalten."
Am 19. Dezember 1913 ging auf dem Windecker Rathaus ein landrätliches
Schreiben ein, in dem es eingangs heißt: "Das Oberverwaltungsgericht
hat neuerdings dahin entschieden, daß Arbeiterturnvereine lediglich
durch ihre Zugehörigleit zum Arbeiterturnerbund, ohne Rücksicht
auf die eigene Betätigung des einzelnen Vereins, als politische Vereine
im Sinne des Reichsvereinsgesetzes auf sie Anwendung zu finden haben. Danach
ist es jetzt Pflicht der Ortspolizeibehörden, diese Vorschriften den
dem Arbeiterturnerbund angehörenden Arbeiterturnvereinen gegenüber
zur Anwendung zu bringen."
Der Bürgermeister wurde angewiesen, dem Vorsitzenden des Turnvereins
"Grundstein zur Einigkeit" 1888 Windecken gegen Unterschrift folgende Verfügung
zu übergeben: "Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes vom
12. Juni d. Js. gibt mir Veranlassung, den von Ihnen geleiteten Arbeiterturnverein
als politischen Verein anzusprechen, demzufolge treffen den Vorstand des
Vereins die im § 3 des Reichsvereinsgesetzes vom 19. April 1908 normierten
Verpflichtungen."
Vorgelegt werden sollten innerhalb von 14 Tagen die Vereinssatzung und
ein Mitgliederverzeichnis, anderenfalls drohten 50 Mark Geldstrafe oder
fünf Tage Haft. Die Verfügung des Landrats wurde dem Vereinsvorsitzenden
am letzten Tag des Jahres zugestellt.
Zögliche hatten in Versammlungen kein Stimmrecht
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Zum Tanz spielte die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Bruchköbel auf. Repro: Rolf Hohmann
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Worauf es der Obrigkeit vor allem ankam, ging aus dem Begleitschreiben
von Bürgermeister Schlegel hervor: "Gleichzeitig weise ich den
Vorstand des Vereins noch besonders auf die Bestimmungen des § 17
des Reichsvereinsgesetzes hin, wonach Personen unter 18 Jahren weder Mitglieder
eines politischen Vereins sein noch an seinen Versammlungen teilnehmen
dürfen. Zu diesen Versammlungen sind auch die regelmäßigen
Turnabende des Vereins zu rechnen, denen demnach Jugendliche-auch als Zuschauer-nicht
beiwohnen dürfen."
Der Ausschluß der "Zöglinge" genannten Jugendlichen von allen
Vereinsaktivitäten, mußte die Arbeiterturnvereine ins Mark treffen.
Offensichtlich regte sich damals gegen die schikanöse Auflage, den
Jugendlichen selbst das Zuschauen von Turnübungen zu verbieten, kein
Widerstand. Anpassung hieß vielmehr die Parole und am 20. Januar
1914 reichte der Vorstand die neugefaßte Satzung ein.
Legte der frühere § 6 fest: "Zöglinge sind solche
vom 11. bis 18. Lebensjahr, haben aber in der Versammlung kein Stimmrecht,"
so bestimmte gemäß Auflage der neugefaßte Pragraph:
"Zum Eintritt in den Verein ist das zurückgelegte achtzehnte Lebensjahr
und der Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte erforderlich."
Gleichzeitig waren Name und Anschrift der Vorstandsmitglieder beigefügt:
1. Vorsitzender Johann Georg Bauscher (Hanauer Straße), 2. Vorsitzender
Julius Peter Schmalz (Ostheimer Straße), 1. Schriftführer Balthasar
Hinkel (Schloßberg), 2. Schriftführer Johann Philipp Graumüller
(Ostheimer Straße), 1. Kassierer Wilhelm Heinrich Jost (Ringstraße),
2. Kassierer Wilhelm Heinrich Carl Waas (Neugasse) und Turnwart Wilhelm
Schweinsberger (Hintergasse).
Bürgermeister Wilhelm Schlegel wollte nun dem Turnverein Windecken
auch noch die Rechtsfähigkeit aberkennen lassen. Er wurde in diesem
Bemühen vom Hanauer Landrat ermuntert, der am 22. Januar 1914 schrieb:
"Ihrer Anregung entsprechend wollen Sie die Löschung des Vereins
im Vereinsregister gemäß § 43 Abs. 3 des Bürgerlichen
Gesetzbuches in Anregung bringen und mir über den Erfolg dieser Anregung
bis zum 15. Februar 1914 berichten."
In seinem am 13. Februar 1914 an das Amtsgericht Windecken gerichteten
Antrag wies Bürgermeister Schlegel auf die Verfügung vom 13.
Dezember 1913 hin und führte aus: "Der Verein besitzt die Rechtsfähigkeit.
Da derselbe nach seinen Satzungen einen politischen Zweck nicht hat, in
der Tat aber einen solchen Zweck verfolgt, so bitten wir, dem genannten
Verein gemäß § 43 Abs. 3 BGB die Rechtsfähigkeit entziehen
zu wollen."
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Alle diese Jubilare deckt längst der grüne Rasen. Repro: Rolf Hohmann
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Daraufhin bat Amtsrat Fischer Bürgermeister Schlegel am 7. März
1914 zu einer Unterredung auf das Amtsgericht, das auf den Grundmauern
der im Dreißigjähren Krieg zerstörten Burg auf dem Schloßberg
erbaut wurde. Am 28. März 1914 berichtete Schlegel nach Hanau: "Kgl.
Amtsgericht beantragt, dem genannten Turnverein die Rechtsfähigkeit
zu entziehen. Das genannte Amtsgericht hält sich jedoch nicht für
zuständig und hat auf §§ 44 des Bürgerlichen Gesetzbuches
verwiesen. Nach diesem Paragraphen greife vorwiegend des Verwaltungsgerichtverfahren
Platz. Die Klage wäre von dem Herrn Landrat zu erheben." Dazu
ist es offensichtlich nicht mehr gekommen, denn der Ausbruch des Ersten
Weltkriegs brachten für Landrat Freiherr Laur und Bürgermeister
Schlegel Sorgen anderen Kalibers.
Bis zu Beginn des Jahres 1933 sind im Archiv der Stadt Windecken dann
keine weiteren geschlossenen Archivalien über die örtlichen Vereine
vorhanden; doch schon der Titel der Akte "Neuwahl, Gleichschaltung und
Vermögens-Beschlagnahmung sämtlicher Vereine betreffend"
kündete von Unheil. Die mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler
am 31. Januar 1933 an die Macht gelangten Nazis verloren keine Zeit um
alle Vereine, die auch nur annähernd in die Nähe von Kommunisten
und Sozialdemokraten gerückt werden konnten, entweder "gleichzuschalten"
oder zu verbieten.
An dieser Stelle zunächst einige Anmerkungen zur kommunalpolitischen
Situation in Windecken nach der sogenannten Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten:
Seit 1906 gehörte Jakob (Wilhelm) Dahl (geb. 1872) der SPD-Fraktion
an. Am 8. März 1919 wurde der gelernte Zimmermann mit elf gegen eine
Stimme zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt. Bürgermeister war
seit 1907 der parteilose Junggeselle Wilhelm Schlegel, der sein Amt ab
1928 wegen anhaltender Krankheit nur noch sporadisch ausüben konnte.
Daraufhin versetzte ihn das Stadtparlament am 31. März 1929 wegen
Dienstunfähigkeit einstimmig in den Ruhestand. Völlig mittellos
starb Wilhelm Schlegel, der sich um die Stadt Windecken verdient gemacht
hatte, am 30. Mai 1930.
Sozialdemokrat Hans Demuth zeigte Rückgrat
Erwartungsgemäß war Jacob Dahl 1929 zum neuen, besoldeten
Bürgermeister der Stadt Windecken gewählt worden. Den Vorschriften
des Kommunalgesetzes entsprechend, legte er sein Standtverordnetenmandat
nieder. Für ihn rückte der Diamantschleifer Hans Demuth nach,
der wenige Jahre später, trotz drohender Gefahr für Leib und
Leben, Rückgrat bewies und seiner sozialdemokratischen Überzeugung
treu blieb. Er setzte seine 1933 unterbrochene kommunalpolitische Laufbahn
nach 1945 als Stadtverordneter fort, und war von 1956 bis 1960 ehrenamtlicher
Bürgermeister der Stadt Windecken. In der öffentlichen Sitzung
vom 10. Mai 1929 vereidigte Landrat Eugen Kaiser den neuen Windecker Bürgermeister
im Auftrag des Regierungspräsidenten in Kassel. Jakob Dahl war für
zwölf Jahre gewählt, doch die an die Macht gekommenen Nationalsozialisten
wollten keinen Sozialdemokraten an der Spitze selbst einer so unbedeutenden
Kommune wie Windecken dulden.
Hier ein Auszug aus dem Protokoll der Stadtverordnetenversammlung vom
30. März 1933: "Bürgermeister Dahl eröffnete in dem mit
schwarzweißroten und Hakenkreuzfahnen geschmückten Rathaussaale
die Sitzung mit einer Ansprache. Er wies auf die veränderten politischen
Verhältnisse hin und brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus,
in das alle Anwesenden einstimmten."
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Stolz wird die vom "Kanadier" Henry Loos gestiftete neue Vereinsfahne präsentiert. Repro: Rolf Hohmann
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Während sich sonst kaum öffentlicher Widerstand gegen die
bereits massiven Willkürmaßnahmen der braunen Machthaber regte,
bewies der SPD-Stadtverordnete Hans Demuth großen persönlichen
Mut. Auf der Tagesordnungen der Sitzung am 30. März 1933 stand auch
die Wahl der Schuldeputation. Vor der Abstimmung hatte Bürgermeister
Jakob Dahl darauf hingewiesen, "daß laut Verordnung zu dieser
Kommission keine Vertreter der Linksparteien zugelassen sind." Die
Reaktion des Stadtverordneten Hans Demuth ist im Sitzungsprotokoll festgehalten:
"Stdtv. Demuth protestierte gegen diese Maßnahme und verließ
im Verlaufe der sich entwickelnden Debatte die Sitzung mit der Erklärung,
daß er sein Mandat niederlege."
Obwohl Bürgermeister Jakob Dahl in jenen hektischen Wochen bemüht
war, sich keine Blöße zu geben, hatten es die Nazis mit seiner
Entmachtung sehr eilig. Bereits am 8. April 1933 übernahm Bauingenieur
Willi Neumeyer aufgrund einer Verfügung der Aufsichtsbehörde
vom 7. April mit Zustimnmung des Staatskommissars für den Stadt-und
Landkreis Hanau kommissarisch die Amtsgeschäfte. Jakob Dahl übergab
ihm das Siegel des Bürgermeisters, der Polizeiverwaltung, des Standesamtes
und des Magistrats sowie rund 80 zumeist unerledigte Schriftstücke.
Im Übergabedokument heißt es abschließend: "Der
bisherige Bürgermeister ist sich bewußt, daß er zukünftig
nicht mehr amtliche Handlungen als Bürgermeister vornehmen darf."
Mit dieser Zwangabsetzung des für zwölf Jahre gewählten
Bürgermeisters endete die lange kommunalpolitische Laufbahn des damals
61jährigen Sozialdemokraten Jakob Dahl sehr abrupt. Trotz dieser Demütigung
durch die braunen Machthaber trat Jakob Dahl bereits am 1. Mai 1933 der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei (NSDAP) bei, der er bis
zum bitteren Ende angehörte. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands
wurde erst im Juni 1933 aufgelöst. Am 28. Juni 1954 verlieh die SPD-dominierte
Stadtverordnetenversammlung Jakob Wilhelm Dahl die Ehrenbürgerschaft
der Stadt Windecken. Später wurde auf Initiative der Nidderauer SPD-Fraktion
im Baugebiet "Am Mühlberg" auch eine Straße nach Jakob Dahl
benannt.
Dies zur Erläuterung der kommunalpolitischen Situation in Windecken
nach der Nazi-Machtübernahme und zurück zum Turnverein Grundstein
zur Einigkeit" 1888.
Der TVW 1888 war in Windecken das erste "Gleichschaltungsopfer" der
Nazis, denn ihm wurde bereits Ende April 1933 die Mitbenutzung des städtischen
Sportplatzes untersagt. Der Vorstand hatte aber offensichtlich den Ernst
der Lage noch nicht erkannt, denn er begehrte gegen dieses Verbot mit folgendem
Schreiben an den Magistrat auf: "Mit Datum vom 22. April wurde oben
bezeichneten Verein mit sofortiger Wirkung der Sportplatz entzogen. Die
heute, den 29. April, stattgefundene außerordentliche Generalversammlung
nahm mit Bedauern Kenntnis von dieser Maßnahme und beschließt
daher, durch die zuständige örtliche Behörde an den Herrn
Landrat die Bitte zu richten, dieses Verbot rückgängig zu machen.
Der genannte Verein, der sich fast aus lauter älteren Mitgliedern
rekrutiert, bedauert es ungemein, und erblickt in dieser Maßnahme
eine Entehrung, sind es doch gerade unsere Mitglieder gewesen, die zur
Errichtung unserer Gemeindesportplatzes manche unentgeltlichen Arbeiten
verrichtet haben zum Nutzen der Allgemeinheit. 15 Mitglieder haben im Weltkrieg
ihr Leben gelassen, viele waren verwundet, und 82 Prozent der Mitglieder
von 1914 waren Kriegsteilnehmer, soweit diese noch am Leben sind, erwarten
dieselben mit der gesamten Mitgliedschaft die Wiederaufhebung des Verbots."
Unterzeichnet hatten diese Eingabe die beiden Vorsitzenden Hans Demuth
und Wilhelm Quillmann, die Kassierer Wilhelm Otto und Leonhard Westphal,
die Schriftführer Wilhelm Weider und Friedrich Wörner sowie der
technische Leiter Wilhelm Wagner.
Turnverein-Vorstand warf das Handtuch
Doch die braunen Machthaber mochten Verdienste um das Vaterland nicht
gelten lassen und so ließ der NSDAP-Ortsgruppenleiter Rudolf Schneider
am 10. Mai 1933 :" Betr. Entziehung der Sportplatzbenutzung des Turnvereins
"Grundstein zur Einigkeit" dem Magistrat folgende Notiz zugehen: In der
Anlage werden die Vorgänge in obigem Betreff mit der Bitte um Entscheidung
vorgelegt. Auch ich stehe auf dem Standpunkt, dem genannten Verein die
Genehmigug zur Mitbenutzung des Sportplatzes zu entziehen."
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Aktive und Vorstandsmitglieder des TV Windecken im Juli 1950 vor dem Saal der Hochmühle. Repro: Rolf Hohmann
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In einem Schreiben an alle sportreibenden Vereine der Stadt Windecken
informierte der NSDAP-Ortsgruppenleiter die Vorstände über die
Ausführungsbestimmungen des neuen Gesetzes: "Der Beauftragte des
Staatskommisars für Turnen und Sport in Hanau hat mich beauftragt,
die Gleichschaltung Ihres Vereins schnellstens durchzuführen innerhalb
14 Tagen. Es sind dabei folgende Richtlinien zu beachten: 1. Angehörige
der jüdischen Rasse und Personen, die sich in der marxistischen Bewegung
herausgestellt haben, können kein Vorstandsamt für die Folge
bekleiden, 2. Der neue Vorstand muß mindestens 51 Prozent nationalsozialistisch
zusammengesetzt sein und ist im Einvernehmen mit dem zuständigen Ortsgruppenleiter
der NSDAP zu bilden. Sie werden hiermit ersucht, die namentliche Zusammensetzung
des neuen Vorstandes unter Beifügung der Zustimmung der Ortsgruppenleiters
der NSDAP hier vorzulegen. Sollte Ihr Verein die gestellten Bedingungen
überhaupt nicht oder nicht genügend erfüllen, hat Ihr Verein
die sich ergebenden Weiterungen zu erwarten."
In der für den 5. Mai 1933 einberufenen Mitgliederversammlung sollte
versucht werden, die erpresserischen Auflagen zu erfüllen. Der amtierende
Vorstand sah jedoch angesichts der neuen politischen Lage keine Zukunftsperspektiven
mehr und in der außerordentlichen Mitgliederversammlung stellte er
sich geschlossen nicht wieder zur Wahl. Es gelang am 5. Mai zwar, den Vorsitzenden
und 2. Schriftführer zu wählen, die der NSDAP angehörten,
doch der 2. Vorsitzende Karl Vollbrecht, der 2. Kassierer Konrad Werth
und der technische Leiter Hermann Quillmann waren parteilos. Mit diesem
nur leicht "angebräunten" Vorstand konnte der Turnverein "Grundstein
zur Einigkeit" bei den neuen Machthabern keinen Staat machen, und so nahmen
die Dinge ihren vorgezeichneten Lauf.
Am 10. Mai 1933 erging an den Vorstand folgende Aufforderung: "Aufgrund
einer Verordnung des Herrn Staatskommissars für Turnen und Sport ist
bis zum 12. des Monats eine Bilanz über das Vermögen Ihres Vereins
vorzulegen." Bereits am nächsten Tag kam der neue Vorsitzende
dem ultimativen Verlagen nach und am 16. Mai 1933 wurde das bewegliche
Vermögen des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" 1888 Windecken
von den Nazis beschlagnahmt. Außerdem verbrannten die neuen Machthaber
die Traditionsfahne von 1900 "bei Nacht und Nebel" (Festschrift). Kurz
zuvor waren die Bezirke des 9. Kreises im Arbeiter,-Turn-und Sportbund
dem drohenden Verbot durch Selbstauflösung zuvorgekommen und hatten
Konkurs angemeldet. Am 18. Mai 1933 teilte der kommissarische Landrat Löser
dem Verein kurz und bündig mit: "Eine Weiterbenutzung des von der
dortigen Stadtverwaltung zur Verfügung gestellten Sportplatzes kommt
zur Zeit nicht in Frage."
Mit deutschem Gruß Heil Hitler
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Die Damen waren 1950 im TV Windecken stark vertreten. Repro: Rolf Hohmann
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Bereits am 17. Mai 1933 war der Turnverein Windecken an noch bestehende
Verpflichtungen erinnert worden. Für den Bezug der Zeitung "Freier
Sport" stand man mit 51,85 Reichsmark in der Kreide, und außerdem
betrugen die Warenschulden 4,55 RM. Zum Treuhänder des dem Arbeiter,-Turn-und
Sportbunds gehörenden Arbeiter-Turnverlags war Rechtsanwalt Dr. Wiebold
(Leipzig) bestellt worden.
Er versandte am 24. Mai 1933 ein Rundschreiben, das auch der TV Windecken
erhielt: "Wie ich festgestellt habe, ist die erste Meldeliste 1933 trotz
Aufforderung des Arbeiter,- Turn- und Sportbundes von Ihnen bis heute nicht
eingegangen. Die Vorlage dieser Liste Ihrerseits ist bereits am 15.1.1933
fällig gewesen. Ich ersuche Sie deshalb hier mit dem Zwecke der Feststellung
des von Ihnen zu entrichtenden Beitrags das beiliegende Formular ausgefüllt
und unterschriftlich vollzogen mir innerhalb 3 Tagen nach Erhalt dieses
Rundschreibens zu übersenden. Ich weise ausdrücklich darauf hin,
daß Sie nach den Bundes-Statuten hierzu verpflichtet sind."
Als der Turnverein nicht reagierte, wandte sich der Treuhänder
an die Ortspolizeibehörde von Windecken: "Der Arbeiter-Turnverein
Grundstein zur Einigkeit schuldet meiner Treuhandmasse nach den hiesigen
Feststellungen an Bundesbeitrag, Kinderversicherung, Mitgliedsbücher-,
Waren- und Zeitungslieferungen den Betrag von RM 46,14." Dr. Wiebold
bat weiter um Auskunft, ob das Vereinsvermögen beschlagnahmt und ob
eventuell ein gerichtlicher Pfleger zur Abwicklung des Verfahrens bestellt
worden sei. Am 19. August 1933 teilte der Treuhänder dem Turnverein
Windecken mit, daß er über die Beschlagnahme des Vereinsvermögens
informiert wurde. Er habe im Staatsinteresse zu handeln und bitte um Begleichung
der Geldforderung. Waren die beiden vorangegangenen Schreiben noch mit
einem konventionellen "Hochachtungsvoll" beendet worden, verblieb Dr. jur.
Gerd Wiebold von jetzt an "Mit deutschem Gruß Heil Hitler !"
Ein halbes Jahr nach der sogenannten Machtergreifung hatten sich die
Nazis in allen Lebenbereichen fest etabliert.
Nochmals zurück zu den Auswirkungen des Gleichschaltungsgesetzes
für die Windecker Vereine. Da bis zum 15. Mai 1933 die NSDAP-Ortsgruppe
"Vollzugsmeldung" zu erstatten hatte, beriefen auch die anderen Sportvereine
kurzfristig außerordentliche Generalversammlungen ein. Der zehnköpfige
Vorstand des Fußballclubs "Eintracht" erfüllte die Auflagen,
obwohl 1. Vorsitzender Philipp Weider, 2. Vorsitzender Karl Dahl und der
1. Schriftführer Heinrich Strempel parteilos waren und der 1. Kassierer
nur dem "Kampfbund" angehörte. Ebenfalls am 8. Mai 1933 wählte
der Schützenclub Windecken einen neuen Vorstand. Vorsitzender wurde
H. Basse und 2. Schützenmeister Karl Vollbrecht, beide parteilos,
die übrigen drei Vorstandsmitglieder waren NSDAP-Mitglieder. Der Sportclub
Windecken ließ sich nicht so leicht gleichschalten, obwohl er die
"nationale Karte" spielte. Schriftführer Ernst Demuth sandte am 9.
Mai 1933 folgendes Schreiben an den Ortsgruppenleiter ab: "Bei der am
8. Mai 33 stattgefundenen Versammlung, in welcher der Gesamtvorstand sein
Amt niederlegte, wurden folgende Herren zum provisorischen Leiter des Vereins
bestimmt, bis die Gleichschaltung aller Vereine erfolgt: Heinrich Jost,
Glaser, Hanauer Landstraße, Heinrich Reinheimer, Horst-Wessel-Ring,
Ernst Demuth, Pflücksburgerhof 1. Die Herren gehören keiner Partei
an und stellen sich voll und ganz hinter die Anordnungen der Regierung,
für ein einiges Deutschland aller Schichten und Klassen."
Aus diesem Schreiben spricht bereits die Angst vor drohenden Repressalien
und es ist doch erstaunlich, in welch kurzer Zeit es den Nazis gelang,
aus demokratisch gesinnten Bürgern Duckmäuser zu machen.
Turnverein Jahn meldete schnell Vollzug
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Die neue Vereinsfahne war beim Fest 1950 das am meisten fotografierte Objekt. Repro: Rolf Hohmann
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Mit "vollen Segeln" und nach dem mißverstandenen Motto des Turnvaters
"Frisch, fromm, fröhlich, frei" lief damals der Turnverein Jahn in
den Hafen des propagierten "Tausendjährigen Reichs" ein. Der Vorsitzende
brüstete sich in seinem Schreiben vom 9. Mai 1933 in den NSDAP-Ortsgruppenleiter:
"In Erledigung Ihrer Anordnung vom 5. Mai 33 beehren wird uns Ihnen
mitzuteilen, daß die derzeitige Zusamensetzung eine Gleichschaltung
nicht bedingt, da unser Vorstand ca. 90 Prozent nationalsozialistisch eingestellt
ist. Angehörige der jüdischen Rasse und Personen, die sich in
der marxistischen Bewegung herausgestellt haben, bekleiden ein Vorstandsamt
nicht. Marxisten sind überhaupt keine im Verein."
Im 13köpfigen Gesamtvorstand gehörten zwölf Mitglieder
der NSDAP oder einer Unterorganisation an; ledig der 1. Schriftführer
Karl Fischer und der 1. Zeugwart Alfred Menzel waren parteilos. In dem
Schreiben des Vorsitzenden heißt es weiter: "Sollte selbst nur
der engere Vorstand in Frage kommen, so besteht nach wie vor eine 51- prozentige
nationalsozialistische Zuammensetzung. Wir bitten bei dieser Gelegenheit
davon Kenntnis zu nehmen, daß inzwischen Anordnungen von seiten unserer
vorgesetzten Turnbehörde zwecks Gleichschaltung ergangen sind, die
bis spätestens 1. Juni durchgeführt werden müssen. Die Anordnungen
basieren auf dem Führerprinzip der NSDAP. Der Vorstand des Vereins
hat bereits dazu Stellung genommen und schlägt den unterzeichneten
bisherigen 1. Vorsitzenden auch als Führer des Vereins für die
Zukunft der vorgesetzten Turnbehörde vor. Die Richtlinien der Deutschen
Turnerschaft über die Gleichschaltung sind im übrigen dem Ortsgruppenleiter
durch seine Zugehörigkeit zu unserem Vereinsvorstand bekannt."
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Der 1913 gegründete Spielannszug des TV Windecken bestand bis 1965. Repro: Rolf Hohmann
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Neben der Angst vor Repressalien war die Anbiederung an die neuen Machthaber
ein weiteres hervorstechendes Merkmal der damaligen politischen Wende in
fast allen Lebenbereichen. Der Ortsgruppenleiter bekleidete im Turnverein
"Jahn" Windecken übrigens lediglich das völlig unbedeutende Amt
eines 2. Schriftführers. Obwohl die Nazis am 16. Mai 1933 das Vermögen
des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" 1888, der dem als marxistisch
eingestuften Arbeiter-Turn-und Sportbund angehörte, beschlagnahmt
hatten, wurde kein offizielles Verbot ausgesprochen. Doch mit der Enteignung
hatte der Verein faktisch aufgehört zu existieren, denn ihm waren
die Grundlagen für eine sinnvolle Tätigkeit entzogen worden.
Die braunen Machthaber ließen aber keinen Zweifel daran, daß
sie der Arbeiterbewegung in ihrem "Dritten Reich" den Garaus machen wollten.
In der am 23. Juni 1933 vom Innenminister erlassenen Verordnung betreffend
"Neuaufbau der deutschen Sportorganisationen" heißt es einleitend:
"Der Reichssportkommissar hat die grundsätzlichen Richtlinien bereits
am 24. Mai seinen Beauftragten übergeben und in der Presse veröffentlicht.
Zu dieser Durchführung ist vor allem die endgültige Liquidierung
des Arbeitersports nach folgenden Gesichtspunkten erforderlich."
Bezüglich der Gesamtverbände wurde ausgführt: "Nach
dem großen Umbruch zu einer einzigen Volksgemeinschaft, der sich
in den letzten Monaten vollzogen hat, ist für gesellschaftlich und
klassenmäßig umgrenzte Verbände und Vereine kein Platz
mehr im deutschen Sport." Und an anderer Stelle: "Der Reichssportkommissar
wird jetzt die Auflösung der angeschlossenen Fachverbände und
ihrer Unterorganisationen betreiben, soweit sie in den einzelnen Ländern
nicht bereits verboten und aufgelöst sind. Eines besonderen Gesetzes
bedarf es nicht. Sollten einzelne Organisationen den Wünschen des
Reichssportkommissars nicht umgehend nachkommen, so ist anzunehmen, daß
sie sich nicht den Zielen der Regierung anschließen wollen, also
staatsfeindlichen Bestrebungen nachgehen. Es muß dann ein Verbot
auf Grund der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar
1933 erfolgen,."
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Beim Festumzug stand die neue Fahne im Mittelpunkt. Repro: Rolf Hohmann
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Die mit unverhüllten Drohungen gespickte Verordnung legte auch
fest, wie mit den örtlichen Arbeitersportvereinen zu verfahren war:
"Bei vorläufiger Stillegung steht nach Erfüllung der obigen
Voraussetzungen einer Wiederaufnahme desselben nichts um Wege." Als
Hauptvoraussetzung für eine Wiederzulassung mußte die sogenannte
Gleichschaltung erfolgt sein, die dem Turnverein Windecken, wie berichtet,
jedoch nicht gelang. Für das Überwechseln von Mitgliedern aus
Arbeitersportvereinen in solche, die den Nazis genehm erschienen, wurde
eine Sperrfrist bis zum 1. Oktober 1933 verfügt. Beim Turnverein Windecken
waren von der Beschlagnahmeaktion im Mai 1933 nur das Grundstück und
die im Saal der Vereinsgaststätte Lebeau befindlichen Gegenstände
betroffen. Den örtlichen Braunhemden war zunächst entgangen,
daß der Verein in einer Baracke auf dem Sportplatz, dessen Benutzung
den Windecker Arbeiterturnern bereits am 22. April 1933 untersagt wurde,
noch zahlreiche Sportgeräte aufbewahrte. Doch das Versäumte holten
sie am 26. September 1933 nach. Dem von Feldhüter Westphal angefertigten
Verzeichnis zufolge befanden sich unter den beschlagnahmten Geräten
und anderen Gegenständen je zwei Recks, Barren, Sprungständer
und Bambusstangen, ein Diskus, ein Galgen für Kletterseile, sechs
Eckfahnen für Faustball, ein Bandmaß, 16 Nummernschilder sowie
je sechs Hanteln und Schleuderkugeln. Dieses Verzeichnis beweist, daß
im Turnverein "Grundstein zur Einigkeit" Windecken viele Sportarten betrieben
wurden.
Nazi-Schuß vor den Bug saß
Am 20. Oktober 1933 forderte Landrat Löser den amtierenden Windecker
Bürgermeister auf, nähere Angaben über beschlagnahmte Grundstücke
aus Vereinsbesitz nach Hanau zu melden. Betroffen von dieser Anordnung
war nur der Arbeiter-Turnverein und der Landrat erfuhr: "Das Grundstück
wird zur Zeit von mehreren Leuten als Grabland benutzt zu einer Jahrespacht
von 20,50 RM, die jedoch 1933 nicht zur Erhebung kommt. Das Grundstück
war ursprünlich für einen Bauplatz für ein Volkshaus vorgesehen.
Ich glaube nicht, daß irgendein nationaler Verband Interesse an dem
Erwerb des Grundstücks hat."
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Die Damen-Turngruppe des TV Windecken. Repro: Rolf Hohmann
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Trotzdem forderte der Landrat den Windecker Bürgermeister am 17.
November 1933 auf, sich darüber zu äußern, "ob nicht
ein Käufer für das Grundstück vorhanden ist." Der amtliche
Enteignungsbeschluß des Regierungspräsidenten erfolgte am 18.
Januar 1934. Nach Aufzählung der diesem Enteignungsbeschluß
zugrundliegenden Nazi-Gesetze heißt es: "....werden folgene Grundstücke
zu Gunsten des Landes Preußen enteignet, da sie der Förderung
volks-und staatsfeindlicher Bestrebungen gedient haben." Bereits am
6. Februar 1934 meldete sich Landrat Löser im Windecker Rathaus: "Ich
ersuche um Bericht, aus welchem Grunde die Pacht für 1933 nicht erhoben
wird. Sofern vertragsmäßig auch für 1933 die Pacht zu zahlen
ist, ersuche ich, den Pachtvertrag einzuziehen und ihn der Regierungshauptkasse
abzuführen."
Als sich die Windecker Stadtverwaltung daraufhin in Schweigen hüllte,
stellte Landrat Löser am 20. Februar 1934 folgendes Ultimatum: "Ich
ersuche, meine Verfügung vom 6.d.Mts. Betr. Enteignung des Grundstücke
des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" innerhalb 48 Stunden zu erledigen."
Nun künden viele Archivalien davon, daß sich die Windecker
Stadtväter seit Urzeiten gegenüber der jeweiligen Obrigkeit in
vielen Angelegenheiten recht störrisch zeigten. Von gräflichen,
kurfürstlichen und kaiserlichen Räten sowie republikanischen
Regierungsbeamten wurden sie zwar öfters zur Ordnung gerufen, doch
größeres Ungemach drohte ihnen nicht. Doch es hatte sich Anfang
1934 längst herumgesprochen, daß die Nazis der "Widerspenstigen
Zähmung" mit weit rigeroseren Mitteln betrieben. Besonders der Hanauer
Landrat Löser war als unnachsichtiger Vollstrecker seiner vielen Anordnungen
berüchtigt. Deshalb saß sein "Schuß vor den Bug" und der
Windecker Bürgermeister beeilte sich nun, die gewünschten Abgaben
nach Hanau zu übermitteln: "Unter Bezugnahme auf vorstehende Verfügung
wird berichtet, daß das Grundstück in 3 Grabstücke und
2 Kleestücke eingeteilt ist. Die Jahrespacht für die Grabstücke
beträgt 20,50 Mk. Der Vorstand des ehem. Turnvereins "Grundstein zur
Einigkeit" hat jedoch für das erste Pachtjahr, das am 1. Oktober 1932
begonnen hat, die Pacht erlassen, weil die jetzigen Pächter der Grabstücke
dieselben auch urbar gemacht haben. Für das lfd. Pachtjahr sollte
jedoch nur die Hälfte der jährlichen Pacht gezahlt werden."
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Der ehemalige Sportplatz des TV Windecken an der B 45 (links). Auf diesem Areal wurde die Schloßberghalle erbaut. Repro: Rolf Hohmann
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Die Überweisung des halben Pachtgeldes an die Regierungshauptkasse
in Kassel erfolgte am 11. April 1934. Aus dem erhalten gebliebenen Postscheck-Einzahlungsbeleg
geht hervor, daß die Pächter Graumüller und Wägele
je 5 RM zu zahlen hatten. Am 29. August 1934 erreichte den Magistrat der
Stadt Windecken die "Mitteilung über Eigentumswechsel ungeteilter
Besitzungen behufs anderweitiger Steuererhebung." In der Staatssteuerrolle
hatte das Grundstück des verbotenen TV Windecken die Nummer 424 erhalten
und da es keinen Käufer fand, blieb es bis zum Ende des "1000jährigen
Reiches" im Besitz des Landes Preußen. Als der braune Spuk 1945 vorüber
war, erhielt der Turnverein "Grundstein zur Einigkeit" 1888 sein Eigentum
wieder zurück.
Auf dem Areal, auf dem nach dem Willen der Arbeitersportler ein "Volkshaus"
entstehen sollte, baute die Stadt Nidderau ein halbes Jahrhundert nach
den Vorgängen der Jahre 1933/34 die Schloßberghalle, die später
den Namen Willi-Salzmann-Halle erhielt. Damit hatte sich der Kreis geschlossen.-
Neben den Sportvereinen waren natürlich auch die Gesangsvereine
vom Gleichschaltungsgesetz der neuen Machthaber betroffen. Darüber
berichten wir in einem weiteren Beitrag. |