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Geschichtsverein Windecken 2000
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Ehrenbürgerrechte für Dr. Ernst Schneider
Verleihung im Rahmen einer feierlichen Stadtverordnetensitzung
Von Rolf Hohmann

Der Geschichtsverein Windecken 2000 hat sich als weitere Aufgabe gestellt, das Andenken an den ersten Ehrenbürger der Stadt Nidderau wach zu halten. Neben anderen Aktivitäten sollen auf seiner Homepage regelässig Beiträge über das Leben und Wirken Dr. Schneiders veröffentlicht werden. Die Verleihung des Ehrenbürgerbriefs fand am 25. Oktober 1975 statt. Darüber berichtete die Freie Journalstin Emmy Hohmann am 29. Oktober 1975 in einer Hanauer Zeitung:

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Dr. Ernst Schneider (links) erhät aus der Hand von Bürgermeister Willi Salzmann den Ehrenbürgerbrief Foto: Emmy Hohmann
"Nidderau - Wie in der Hauptsatzung vorgesehen, erfolgte die Verleihung der ersten Ehrenbürgerrechte der Stadt Nidderau im Rahmen einer öffentlichen Stadtverordnetensitzung, zu der Stadtverordnetenvorsteher Willi Baumann im Saal des katholischen Gemeindezentrums Heldenbergen zahlreiche Mandatsträger und Repräsentanten des öffentlichen Lebens begrüßen konnte. Ein besonderer Gruß galt der Hauptperson dieses Nachmittags, Professor Dr. rer. pol. Dr. med. h. c. Ernst Schneider, dem das Stadtparlament auf Vorschlag des Magistrats die Ehrenbürgerschaft der Stadt Nidderau angetragen hatte.

Nach der Begrüßung erhoben sich die Anwesenden zu einem Gedenken an den am Tag zuvor verstorbenen ehemaligen Stadtrat und amtierenden Vorsitzenden des Ortsbeirates Windecken, Peter Heck. Stadtverordnetenvorsteher Baumann meinte dann, daß sich Dr. Schneider um eine breite Öffentlichkeit verdient gemacht habe und schloß: "Wir hoffen in Ihnen einen Mann zu ehren, der Lehrer für die nachfolgende Generation sein wird."

Nach einem Klaviervortrag wies Bürgermeister Salzmann in seiner Laudatio darauf hin, daß das Ehrenbürgerrecht die höchst Auszeichnung sei, die eine Gemeinde zu vergeben habe und fuhr fort: "Die Ernennung zum Ehrenbürger ist keine Sache, die mit Rechten und Pflichten verbunden ist. Sie bringt auch keine finanziellen oder politischen Vorteile, sondern es ist eine Auszeichnung die verliehen wird für besondere Verdienste."

Auf die selbstgestellte Frage, was heute als besonderer Verdienst anzusehen sei, meinte das Nidderauer Stadtoberhaupt: "Es kommt auf den Standort an, von dem aus man eine solche Frage beantwortet." Dr. Schneider habe sich in der Nachkriegszeit besonders stark für die soziale Marktwirtschaft engagiert und sich als langjähriger Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages große Verdienste erworben. Bürgermeister Salzmann wies zwar darauf hin, daß mit dieser Ernennung "die Satzungsbestimmungen der Stadt Nidderau etwas gebeugt worden seien, weil das Ehrenbürgerrecht an sich den Bürgern verliehen werde, die sich besonders um die Gemeinde verdient gemacht hätten", doch in diesem Fall sei eine Abwandlung gestattet, denn: "Herr Dr. Schneider hat sich um die gesamte Bundesrepublik verdient gemacht und es ist somit eine Ehre für seine Heimatstadt, ihn als ersten Ehrenbürger der Stadt Nidderau zu haben. Anerkennung und Dank gebührt auch seinem Bemühen, Kulturgüter unserer Nation zu erhalten." Dann wurden dem Ehrenbüger der große Ehrenteller und die Ehrenbürgerurkunde übereicht. Seine Laudatio schloß Bürgermeister Salzmann mit den Worten: "Ich wünsche Ihnen, daß Sie all die Aufgaben, die Sie sich selbst noch zur Erledigung gestellt haben, erfolgreich abschließen können und wünsche Ihnen im  Namen der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats Nidderau Gesundheit für eine noch lange Zukunft."

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Beim Festakt im Katholischen Gemeindezentrum Heldenbergen. Vorn von links: Erster Stadtrat Bernd Reuter, Stadtverordnetenvorsteher Willi Baumnann, Dr. Ernst Schneider, Bürgermeister Willi Salzmann und Fritz Freiherr von Leonhardi Foto: Emmy Hohmann
Anschließend meinte Dr. Schneider in seiner Ansprache, daß diese hohe Auszeichnung für ihn eine große Ehre bedeute. "Als ich in Heldenbergen geboren wurde, hat es mir niemand in der Wiege gesungen, daß ich ein so vollendetes Leben führen werde", meinte der erste Ehrenbürger der Stadt Nidderau. Er denke immer noch mit Schrecken daran, wie er als kleiner Junge sehr früh zum entfernt liegenden Bahnhof habe laufen müssen und seit dieser Zeit hasse er das Frühaufstehen. Nach 1945 sei er mit aller Kraft bemüht gewesen, den Export wieder anzukurbeln. Diese Bemühungen hätten ihn mit bedeutenden Politikern zusammengeführt, so mit den Präsidenten de Gaulle und Kennedy. "Ich blicke auf ein erfolgreiches Leben zurück", sagte Dr. Schneider abschließend, "und danke Ihnen allen nochmals herzlich für die Verleihung der Ehrenbürgerschaft".

Der offizielle Teil der Veranstaltung klang aus mit einem Liedvortrag der Chorgemeinschaft Heldenbergen, der die Feierstunde unter Leitung von Willi May musikalisch umrahmte. Abschließend gab es für die Gäste ein kaltes Büffet.

Die Ehrenbürgerurkunde hat folgenden Wortlaut: "Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Nidderau hat in ihrer Sitzung vom 18. September 1975 den Beschluß gefaßt, Herrn Dr. Ernst Schneider nach den Bestimmungen des § 28 der Hessischen Gemeindeordnung vom 1. Juli 1960 in Verbindung mit § 10 der Hauptsatzung der Stadt Nidderau das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Zu Urkund dessen wird dieser Ehrenbürgerbrief ausgefertigt. Nidderau, den 25. Oktober 1975. Baumann - Stadtverordnetenvorsteher - Salzmann, Bürgermeister."

Hier der Begleittext zum Ehrenbürgerbrief: "Wegen der Verdienste, die sich Herr Dr. Schneider um die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland und damit seines Geburtsortes Heldenbergen erworben hat, wird er aus Anlaß seines 75. Geburtstages zum Ehrenbürger der Stadt Nidderau ernannt. Die Ernennung zum Ehrenbürger ist die höchste Auszeichnung, die eine Stadt zu vergeben hat. Herr Dr. Schneider stand schon als junger Mann seinem Heimatort Heldenbergen finanziell zur Seite.

Im Rahmen seines beruflichen Wirkens achtete er nicht allein auf das Gedeihen seiner Betriebe, sondern stellte sich ebenso erfolgreich in den Dienst der gesamten Wirtschaft. Als langjähriger Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages nahm er wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Noch heute ist Dr. Schneider ehrenamtlich im nationalen und internationalen Rahmen für seine Heimat tätig. Seine Verdienste machten ihn zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten der Bundesrepublik Deutschland. Anerkennung und Dank gebührt auch seinem Bemühen, Kulturgüter unsere Nation zu erhalten. Die Bürger der jungen Stadt Nidderau sind stolz darauf, Herrn Dr. Ernst Schneider als Ehrenbürger willkommen zu heißen".

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