Nulla dies sine linea
Geschichtsverein Windecken 2000

 

 
Archiv
Home
Zimmermann Johann Georg Baron
Ein Meister seines Fachs und geachteter Bürger

Zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Nidderstädtchens Windecken zählt der Zimmermann Johann (Jörg) Georg Baron. Der Dreißgjährige Krieg hatte auch im Hanauer Land ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt. Als nach zögerlichem Beginn im ausklingenden 17. Jahrhundert der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude immer zügiger erfolgte, schuf Johann Georg Baron mit seinen Zimmergesellen zahlreiche schöne Fachwerkhäuser, die heute noch bewundert werden können.
 
Grossansicht laden © GVW 2000
JOHAN GEORG BARON DER ZIMMERMNN ANNO 1706
Inschrift im Gebälk unter dem Glockenstuhl der Stiftskirche. Dia: Rolf Hohmann 1970
Als sein Meisterstück gilt der 23 Meter hohe Turmhelm der Stiftskirche Windecken, "der einer der schönsten der ganzen Gegend ist und heute noch die Aufmerksamkeit eines jeden auf sich zieht." So preist Pfarrer Carl Henß in seiner Festschrift von 1938 das Bauwerk. Der Zimmerplatz befand sich unmittelbar vor dem Kilianstädter Tor, auf dem dann etwa 150 Jahre lang von vier Bach-Generationen kunstvolle Glocken gegossen wurden.

Das Wort des hochangesehenen Zimmermanns besaß in Windecken ein besonderes Gewicht. Johann Georg Baron war lange Zeit Mitglied des Rats der Stadt Windecken und bekleidete auch andere hohe Ämter. Wie aus den erhalten gebliebenen Sitzungsprotokollen hervorgeht war er ein zwar sorgfältig abwägender, aber auch entschlußkräftiger Mann, dessen Stimme bei wichtigen Entscheidungen oft den Ausschlag gab.

Das Schicksal ereilte den Meister bei Ausübung seines gefährlichen Berufs. Davon kündet folgende Eintragung im Ostheimer Kirchenbuch: "Den 15ten May 1725 ist Meister Baron, Zimmermann von Windekken, als der alte Kirchthurm abgebrochen worden, da er ungefähr eine halbe Stunde auff dem Thurm gewesen, mit einem riegel, so er herabwerfen wollte, heruntergestürzt, und er hat sich so gleich zu todt gefallen." 
 
Grossansicht laden © GVW 2000
Der von Johann Georg Baron 1716 ausgestellte Rechnungsbeleg im Gemeindearchiv von Niederdorfelden. Repro: Rolf Hohmann
Außer seiner Unterschrift auf zahlreichen Ratsprotokollen waren bisher keine schriftlichen Aufzeichnungen des Meisters Baron bekannt. Bei Durchsicht der im Gemeindearchiv Niederdorfelden aufbewahrten Archivalien entdeckte Lokalhistoriker Rolf Hohmann in den Beilagen zur Bürgermeister Rechnung von 1715 folgenden Beleg: "Ein gulden fünff zehen alb zahlt mihr Hl Johann Mardin Schott bürger Meister von Niederdorvelden vor die Heb ladt die ich under schriebener vor die gemein gemacht hab bescheinige hir mit den 20ten Feber 1716 Hanß Georg Baron Zimmer man in Windecken."

In unseren Tagen hatte sich der Windecker Zimmermeister Willi Vollmann auf die Restaurierung alter Fachwerkbauten unter weitgehender Beibehaltung der alten Substanz spezialisiert und er führte damit die Tradition seines berühmten Vorgängers Johann Georg Baron fort. Sein Können hat er unter anderem 1982 bei der umfassenden Sanierung des im 16. Jahrhunderts errichteten "Willi'schen Hauses" in unmittelbarer Nähe des Windecker Rathauses, dem einzigen dreistöckigen Fachwerkgebäude aus alter Zeit, bestens unter Beweis gestellt.
 

©  Geschichtsverein Windecken 2000
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Vereins.