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Hat die "Unendliche Geschichte" doch ein Ende ?
Der Ausgrabungsbericht des Kastells Heldenbergen soll nach 20 Jahren nun doch endlich erscheinen

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Die "Historische amerikanisch-deutsche Spatenbruderschaft" bei den Ausgrabungen in Heldenbergen. Die Stabsfeldwebel James A. Coleman (Langendiebach) und Günter Weisenstein (Kilinstädten) beim Begutachten eines Artefakts
Foto: Rolf Hohmann
Wie dem Geschichtsverein Windecken 2000 auf Anfrage vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen mitgeteilt wurde, wird der wissenschaftliche Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dem Areal des römischen Erdkastells Heldenbergen im ersten Quartal 2003 veröffentlicht.  "Damit würde die über zwanzig Jahre währende 'Unendliche Geschichte' doch noch zu einem Abschluß gebracht, woran ich zuletzt aufgrund der vorhergegangenen Irritationen schon nicht mehr glaubte," so der Nidderauer Amateurarchäologe und Lokalhistoriker Rolf Hohmann.

Mit nagendem Engagement hatte er Anfang der 70er Jahre aufgrund der beschlossenen Bebauungspläne die hessischen Denkmalschützer mit Eingaben bombardiert, denn den Resten des um 90 n.Chr. unter Kaiser Hadrian angelegten Erdkastells und des Lagerdorfes (vicus) drohte durch die Bagger des entstehenden Wohngebietes "Am Castellring" der endgültige Untergang. Da für eine wissenschaftliche Ausgrabung kein Geld vorhanden war, wurde der Laie Rolf Hohmann im August 1972 vom damaligen Hessischen Landesrchäologen Prof. Dr. Helmut Schoppa offiziell mit ersten Ausgrabungen beauftragt, die er selbst zu finanzieren hatte.

Dieses rief ein kaum vorstellbares Presseecho hervor. Rolf Hohmann trommelte laut und schaffte es bis in die "Bunte", zahlreiche Interviews für Radio und Fernsehn folgten, so dass es zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer von weit her als eine Ehre empfanden, an dieser Grabung teilnehmen zu können.

Eine wichtige Stütze für diese "Laiengrabung" waren auch GI's vom Fliegerhorst Langendiebach und Soldaten vom FlaRak Bataillon Kilianstädten, die nicht nur entsprechende Ausrüstung sondern auch den Willen mitbrachten, den auch in den Sommermonaten vorkommenden Matsch und Regen zu trotzen.

Diese umfangreiche Berichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen zwang die Verantwortlichen des Landesamtes für Denkmalpflege Hesse im Frühjahr 1973 dazu, endlich Fachleute zu berufen - Fachleute, die in gelehrten Blättern über ihre Tätigkeiten berichteten und dabei nur selten und dann nur in einem Nebensatz die Leistungen der Laien vermerkten welche die Basis ihres Broterwerbs lieferten.

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Das Hessische Fernsehen war öfter auf der Ausgrabungsstelle präsent. Hier unterweist der Kameramann die Redakteurin Renate Feyerbacher im richtigen Schwenk
Foto: Rolf Hohmann
Am Ende unterstützte die Deutsche Forschungsgemeinschaft die wissenschaftlichen Ausgrabungen mit einer nie bestätigten Summe von einer halben Million Mark. Die offizielle Kampagne ging 1978 zu Ende. Auf Anfrage teilte der Hessische Kultusminister Krollmann dem Landtagsabgeordneten Walter Korn am 16. Februar 1980 mit, daß der offizielle Ausgrabungsbericht "in etwa zwei Jahren in der Reihe 'Limesforschungen' erscheinen werde". Das war eine ebenso leere Versprechung, wie die folgenden aus dem zuständigen Ministerium.

Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Römisch-Germanischen Kommission wurde die Misere zwar bedauert, die Verantwortlichen erklärten aber offen, daß sie keinen Einfluß auf den Ablauf der Dinge hätten. Schließlich versicherte der seit September 1973 amtierende Landesarchäologen Dr. F.-R. Herrmann, der Bericht werde "noch vor seiner Pensionierung" veröffentlicht. Seine Pensionierung erfolgte im September 2001 und noch immer warten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vergeblich darauf zu erfahren, für was sie eigentlich ihre Freizeit bei Wind und Wetter geopfert hatten.

Nun sind alle der an der Grabung beteiligten (insbesondere die zahlreichen freiwilligen Helfer aus ganz Hessen) gespannt, ob es nun doch einen Grabungsbericht gibt - und dieser Bericht jene Helfer überhaupt erwähnt.

Zum Bericht über die Ausgrabungen in Heldenbergen


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