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Geschichtsverein Windecken 2000

 

 
 
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Windecken in der Literatur

....gilt dir mein letzter Blick
Gedichte und Prosa rund um Windecken

In der von 1909 bis 1915  erschienenen Windecker Zeitung wurde in der Ausgabe vom 22. Mai 1909 unter dem Pseudonym "H.R." folgendes Gedicht veröffentlicht:
 
 

Im schönen Niddertale
da liegt ein Städtchen klein
Windecken ist sein Name 
früher hieß es Etzelnheim 
Noch kleine Ueberreste
sind hier und da zu sehen
doch auch sie können dem Zahne
der Zeit nicht widerstehen.
Denkmäler und feine Bauten 
besitzet es zwar nicht, 
es stammt aus alten Zeiten
ist einfach recht und schlicht.
Doch gerade diese Trümmer
bewundert allerseits,
sie geben diesem Städtchen
einen wunderbaren Reiz.
Jedoch in früheren Tagen
da war das Ansehen groß 
als noch die stolzen Grafen
hier herrschten auf dem Schloß
Die vielen Fachwerkhäuser
die Giebel der Straße zugekehrt 
die alten schmalen Gäßchen 
sind Jedem lieb und wert.
Wie noch die Festungsmauern 
geboten dem Feinde Trutz 
dahinter die Bürger fanden
den oft gesuchten Schutz
Windecken an der Nidder
an Vergangenheit so reich,
dich lob ich mir von Allen
denn keiner kommt dir gleich.
Es ändern sich die Zeiten
alles irdische vergeht. 
Von den starken Mauern 
keine einzige mehr steht.
In dir bin ich geboren
und genoß der Jugend Glück,
wenn ich einmal muß scheiden
gilt dir mein letzter Blick. 

Ein herrlich Plätzchen Welt

Am 22. März 1914 feierte der Kirchenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Windecken im Saal der "Hochmühle" sein 50jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt dieses Jubiläumsfestes stand die Aufführung des "Hessenfestspiels" von Gonnermann. Darin wird Windecken mit folgendem Gedicht gehuldigt;
 

Im schönen Wiesengrunde, durch den die Nidder fließt
Liegt still ein schmuckes Städtlein von Feld und Wald begrüßt.
Es klinget wohl sein Name nicht in die weite Welt,
Obwohl es schon an Alter manch Städtchen überzählt.
In grauer Vorzeit Tagen da hieß es Tezelnheim,
Und später ward getragen zum Burgbau Stein auf Stein.
Als dann der Graf von Hanau im Schlosse Einzug hält,
Da ruft er voll Entzücken:  "Ein herrlich Plätzchen Welt!
Fürwahr ein wonnig Eckchen! Ich stehe wie gebannt!
Du Burg, und auch du Oertchen, Wonnecke sei genannt!"
Doch aus dem Nam Wonnecke dann Windecken entstand,
Dem darauf, Rudolf von Habsburg das Stadtrecht zuerkannt,
1288 schrieb man zu dieser Zeit!
Wir blicken drauf zurücke in stolzer Heimatfreud.
Zerfallen sind die Hallen der Burg und auch das Schloß.
Im 30jährigen Kriege zerstörts der Feinde Troß!-
Und nur noch wie ein Denkmal aus schwerer Kampfeszeit
Sieht man das Schloßportal und Mauerreste heut.
Des Schlosses hohe Linde, die vor dem Tore stand,
Sei als alter Zeuge aus jener Zeit genannt.
Im vollen Blütenschmucke hat Sturmwind sie gefällt!
Ihr ist es so gegangen wie allem in der Welt.
Das Alte sinkt hinunter und Neues steigt herauf,
Doch allzeit frisch und munter fließt ihren alten Lauf
Die Nidder, mein Begleiter, und bringt auch Gruß und Wort
Dem lieben Kirchenchor und seinem Heimatort!

Ein schmuckes Städtlein tauchet auf

In "guten und in schlechten Zeiten" war die im Norden des Städtchens nahe vorbeifließende Nidder mit Windecken untrennbar verbunden. Sie schlängelte sich  zumeist gemächlich durch die liebliche Auen, schwoll aber nach sintflutartigen Regenfällen oder in den höheren Lagen des Quellgebiets plötzlich einsetzender Schneeschmelze zu einem reißenden Gewässer an, das  große Schäden anrichtete. Darüber wird in vielen Dokumenten des Stadtarchivs ausführlich berichtet. Am Eingangsportal zur Stiftskirche sind in der linken Sandsteineinfassung die höchsten Waserstände bei Überflutungen eingemeißelt. Im "Hessenfestspiel" werden dem Flüßchen folgende Zeilen gewidmet:
 

Wo Vogelsbergs Höhen grüßen, aus altem stammverwandten Land,
Komm ich und lege dir zu Füßen den schönsten Gruß, lieb Heimatland.
Der Wetterau fruchtbare Gauen berühre ich mit meinem Lauf.
Und schöne, waldumkränzte Auen die nehmen mich dann auf.
Doch nirgends darf ich mich verweilen, ich wandre immer weiter fort,
Mein Fuß muß rastlos weiter eilen, vorbei an manchem schönen Ort.
Doch dort, was seh ich in der Ferne? Ein schmuckes Städtlein tauchet auf.
Es leuchtet ja gleich einem Sterne von weitem schon mir in das Aug!
Ich sehe nun den Kirchturm winken, und schmucke Häuser laden ein,
Es steiget auf zu meiner Linken der schöne dichtbewachs'ne Hain,
Heut kann ich nicht vorüberfließen
Wie ich es Jahr um Jahr getan,
Ich muß den Kirchenchor begrüßen,
Der 50 Jahr geht seine Bahn!
Die besten Wünsche ich ihm bringe
zu seinem Jubiläum heut!
O möge sein Sang stets Früchte bringen
Für diese und jene Zeit!

 


 
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