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Ausgrabungen im Römerkastell Heldenbegen


Notwendigkeit wissenschaftlicher Grabungen deutlich gemacht

Auch in wissenschaftlichen Publikationen früherer Jahre fand das Wirken der Laien bei den Ausgrabungen in Heldenbergen noch Erwähnung. So in den Fundberichten aus Hessen 1975, herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege. Dort heißt es nach Hinweisen auf die Grabungskampagne des Archäologen Dr. Rupprecht: "Außerdem wurden auf dem Gelände im Berichtzeitraum immer wieder römische Funde vor allem durch Friedel Eberhardt und Rolf Hohmann geborgen." Doch auch Dr. Czysz kam zunächst nicht umhin, in seinem in den Mitteilungen des Hanauer Geschichtsvereins veröffentlichten Bericht "Ausgrabungen in Heldenbergen - Erste Ergebnisse der Kampagne 1975", die entscheidende Vorarbeit der Laien festzuhalten:  "Fast 70 Jahre ruhte die Erforschung, bis 1971 ein Wohnbauprojekt der Stadt Nidderau die gesamten Anlagen der Römerzeit zu zerstören drohten. 

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2 Am 2. August 1972 wurde in der HR-Sendung "Unterwegs in Hessen" direkt vom Kastellgelände berichtet. Das etwa vierminütige Interview mit Rolf Hohmann führte HR-Reporter Manns (links)
Da zu diesem Zeitpunkt die staatliche Stelle nicht vorsorgend eingreifen konnte, begann eine Gruppe interessierter Laien, unter der Aufsicht des Heimatforschers Rolf Hohmann (Windecken) mit viel Engagement Schürfungen anzulegen, die zahlreiches Fundmaterial zutage förderten und dadurch die Notwendigkeit wissenschaftlicher Grabungen deutlich machten." Angemerkt werden soll noch, daß die "staatliche" Stelle bereits seit 1969 Kenntnis davon hatte, daß in Kürze mit der Bebaung des interessantesten Teils des Kastellgeländes gerechnet werden mußte. Sie hatte also mehr als ausreichend Zeit, sich auf ein "vorsorgendes Eingreifen" vorzubereiten.  In seinem Beitrag "Ausgrabungen in einem Kastell in der östlichen Wetterau 1973-1979" in der Reihe "Archäologische Denkmäler in Hessen," erwähnt Verfasser Dr. Czysz das Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gerade noch mit folgenden Halbsatz: "Ersten unsystematischen Bergungen (vor allem R. Hohmann)......". 

Hier wurde offensichtlich der Versuch unternommen, das Wirken der Amateurarchäologen zu ignorieren, denn als Grabungsbeginn wird wieder das Jahr 1973 angegeben. Selbst ein völlig unbefangener Beobachter der Vorgänge muß zu dem Schluß kommen, daß die alles entscheidende erste Rettungsgrabung 1972/73 für die Wissenschafttler nicht zählt, da sie von Laien durchgeführt und als Gipfel auch noch von einem Autodidakten verantwortlich geleitet wurde.  Gewiß, die damaligen Vorgänge in Heldenbergen sind aufgrund der Vorgeschichte wahrlich kein Ruhmesblatt für die beamteten Bodendenkmalpfleger des Landes Hessen; doch  durch Totschweigen der Tatsachen läßt sich  deren völlige Untätigkeit zwischen 1970 und 1972 nicht ungeschehen machen. Da das erfolgreiche und die hauptamtlichen Bodenenkmalpfleger zum Handeln zwingende Engagement der Amateure bei der ersten Rettungsgrabung in Heldenbergen in den meisten wissenschaftchen Veröffentlichungen höchst stiefmütterlich behandelt wird, möchte ich als "Spiritus rector" deren Wirken in der nachfolgenden Dokumentation angemessen würdigen.  Dank gilt den Frauen und Männern sowie den vielen Jugendlichen zu sagen, die bei Wind und Wetter auf dem Grabungsgelände freiwillig und mit sehr viel Enthuiasmus, ohne die erbetene Anleitung durch einen Fachmann, um die Rettung eines Bodendenkmals bemüht waren. 

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Die Fernsehreporterin Renate Feyerbacher (knieend) informierte sich am 12. August 1972 eingehend über die Vorgänge in Heldenbergen. Kameramann Wirthmann war auf allen Grabungsabschnitten in Aktion. Der Bericht wurde in HR3 ausgestrahlt
Ein herzliches Dankeschön auch allen Geschäftsleuten, Firmen und Privatpersonen, die durch teilweise sehr großzügig gewährte finanzielle, materielle und ideelle Unterstützung die erste und alles entscheidende Rettungsgrabung 1972/73 ermöglichten. Stellvertretend möchte ich hier die Degussa AG, die Binding-Brauerei, Direktor Walter Hesselbach von der Bank für Gemeinschaft, MdL Walter Korn, Stabsfeldwebel Günter Weisenstein vom Fla-Rak-Bataillon 23 in Kilianstädten und Hauptfeldwebel James A. Coleman vom US-Fliegerhorst Erlensee nennen. Auch die Stadt Nidderau und vor allem Bürgermeister Willi Salzmann haben die Amateurarchäologen nachhaltig unterstützt. Die Rettungsaktion hätte jedoch kaum in diesem Umfang durchgeführt werden können, wenn nicht in den regionalen und überregionalen Zeitungen, in Illustrierten, im Rundfunk und im Hessischen Fernsehen laufend über diese außergewöhnliche Aktivitäten von Laien in Heldenbergen berichtet und zur ehrenamtlichen Mitarbeit aufgerufen worden wäre. Deshalb auch ein Dankeschön den damaligen Journalisten und Redakteuren. 


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