Nulla dies sine linea
Geschichtsverein Windecken 2000

 
Orte im Wandel
Aus der Festschrift zur 650 Jahr Feier der Stadt Windecken
Einleitung
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort des Bürgermeisters
Geleitwort des Autors
Kapitel 1:
Von der Mitte des 9. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts
Kapitel 2:
Die Bedeutung de Verleihung der Stadtrechte
Kapitel 3:
Die Burg und Burgmannen
Kapitel 4:
Stadtverfassung und Verwaltung
Kapitel 5:
Kirchen und Kapellen
Kapitel 6:
Die Einführung der Reformation
Kapitel 7:
Die Schulen
Kapitel 8:
Alte Stiftungen
Kapitel 9:
Im 30jährigen Krieg
Kapitel 10:
Ein Beitrag zur Familienkunde
Kapitel 11:
Die Pest
Kapitel 12:
Wirtschaftliches
Kapitel 13:
1800 bis zur Gegenwart
Kapitel 14:
Das Wartbäumchen

 
Home
Die Festschrift zur 650 Jahr Feier der Stadt Windecken

X. Ein Beitrag zur Windecker Familienkunde

Im "Hanauischen Magazin", Monatsblätter für Heimatkunde, 1931, Nr. 4/5, Seite 26-37, ist unter dem Titel "Familiengeschichtliches aus dem Windecker Kirchenbüchern", ein Aufsatz von stud. med. Erika Henß, Windecken, erschienen, dem zum Teilk wörtlich einiges entnommen wird. - Die Windecker Kirchenbücher zählen zu den ältesten der Grafschaft; die der früher reformierten Gemeinde beginnen am 13. Mai 1577, die der früher lutherischen Gemeinde am 8. September 1684.

Sieht man sich die Kirchenbücher an, "so bemerkt man ein Kommen und Gehen, einen Aufstieg und Niedergang der Geschlechter, undes hat besonderen Reiz, zu sehen, wie selbst in Gliedern später zugewanderter Familien und solche begegnen, die kraft ihrer Abstammung das Blut derer in sich tragen, die vor Jahrhunderten hier ansässig waren und deren Name längst verklungen ist.

Von den im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts und bis zum Dreißigjährigen Krieg als in Windecken ansässig bezeugten Familien sind an Trägern ihrer Namen nur noch verhanden die Degen, Heil, Hochstadt, Lind, Merz, Schmalz und Traudt; andere, wie die früher sehr angesehenen und zahlreichen, schon für das Ende des 15. Jahrhunderts nachweisbaren Menger, sind erst in neuerer Zeit hier verschwunden, und der ebenfalls alte Name Lind wird in absehbarer Zeit hier nicht mehr bestehen. Längst gehören die Bayer, Halbey, Spielmann (genannt Neuendorf), Scheffer, Mohr, Happ, Hagen, Scholl, Lufft, Vetter, Bartmann, Cleß, Pfungstadt, Hübsch, Juncker, Baumann, Kauß, Schenck, Bender, Wingeland, Fauerbach, Dein, Bickes, Erb, Kaur, Metzler, Schröder, Obernheim, Büdener, Kelsch, Flick, Feig der Vergangenheit an, und wer weiß noch etwas von den Reich, Gülsch, Meuerer, Fritz, Barthel, Hefferer, Fleischer, Pfeiff, Strack, Sutor, Kupferschmidt, Löher, Henckel, Fiedeler, Finkel, Ebert, Windecker, Nicolai, Hirtfelder, Frieß, Diel, Rod, Kaiser, Feth, Reidel, Scherer, Karl, Nipp, Wiesemer und wie sie sonst noch hießen ? Von der Mannigfaltigkeit der Familiennamen in dem damals noch so sehr wesentlich kleineren Windecken macht man sich einen Begriff, wenn man erfährt, daß allein nach dem Verzeichnis der wehrfähigen Männer von 1587 und den Einträgen in den Kirchenbüchern nur von 1577 bis 1587 sich ungefähr 140 verschiedene Familiennamen feststellen lassen, während heute 242 gezählt werden, von denen zwei Drittel erst seit ungefähr 50 Jahren, und zwar hauptsächlich in der letzten Zeit, bekannt wurden. Nicht einmal die Erinnerung an die alten klanvollen Namen ist geblieben."

Im hohen Grade verheerend, ja fast vernichtend wirkten auf den Bestand der alten Windecker Einwohnerschaft Krieg und Pest. Die Pestjahre 1584, 1585, 1607, 1625, 1626, 1627, 1630 rafften viele dahin; im September 1634 fallen viele Einwohner dem Wüten der Feinde zum Opfer, und im Anfang des Taufregisters von 1637 schreibt Pfarrer Hermann von der Menge derer, die in den letzten Jahren durch Hunger und Pest dahingerafft wurden. Was konnte da noch übrig sein ? Und der große verderbliche Krieg währte noch 11 Jahre ! "Einen ungefähren Begriff von dem Untergang so mancher Sippe durch Hunger, Pest und Krieg in jener Zeit erhält man, wenn man erfährt, daß von den bis Ende des 16. Jahrhunderts nachweisbaren mindestens 160 Familiennamen sich nur noch 21 im Trauungsregister von 1636 bis 1670 finden, das sind 13 Prozent der alten. Die anderen waren verschwunden. Nur langsam ersetzte sich der gewaltige Menschenverlust, den Windecken namentlich im Dreißigjährigen Kriege erlitten hatte. Neue Namen tauchten auf, hinter denen die alten fast vollständig zurücktreten und verschwinden. Bei manchen neuen Einwohnern ist die Herkunft angegeben; bei gar vielen läßt uns das Kirchenbuch im Stich, namentlich bei solchen, die als verheiratet ansässig wurden. Viele Zugezogene schlossen sich an die sich bildende lutherische Gemeinde an, deren Kirchenbücher 1684 beginnen. Verschwunden sind wieder, um nur einige Familien aus dem reformierten Buch zu nennen, die Schütz aus Oppenheim, Seifried aus Heldenbergen, Vöth (Feth) aus Metler, Künckel und Heyer aus Steinfurth, Dauth aus Eichen, Ruppel aus Usenborn, Bickes aus Sobernheim und Zell in der Pfalz, Beck aus Temméls (Luxemburg), Tribout aus der Gegend von Metz,  Spanheimer aus Schotten, Roth aus Hirschau (Oberpfalz), Hoffmann aus Culm (Schweiz) und Norhausen,  Schlinglauf aus Mittelbuchen, Säftel aus Stangelszähl in Bayern, Hahn aus Emmerod, Bassermann von Gronau, Groß aus Ostheim, Biermann aus Niedenstein (Hessen), Volmar aus Attel (Paderborn), Dietz aus Eichen, Voltz aus Hanau, Sinner aus Wolferborn, Wiprath aus Metz, Schartenholz aus Westuffeln, Faul aus Steinau bei Ziegenhain, Ermatinger aus Schaffhausen, Franck aus Offenbach, Baron aus Hanau, Wigandt aus Londershausen (Hessen), Gebb aus Alstorf (Lothringen), Becher aus Wachenbuchen, Staudter aus Neustadt an der Hardt, Hübenthal aus Bruchköbel, Bach aus Hungen, Emmel aus Roßdorf, Hirstein aus Edigheim (Pfalz), Hackspiel aus dem Allgäu, Schadt und Grunder aus Langenselbold, Blum aus Elm, Unger und Siebert aus Ostheim, Hild aus Offenbach, Prinz aus Roßdorf. Aus dem lutherischen Kirchenbuch seien an ebenfalls wieder verschwundenen Familiennamen genannt: Sturm aus Assenheim, Wittich aus Heldenbergen, Burckhardt aus Pfettersheim (Pfalz), Sämann aus Oberflorstadt, Oberacker aus Staden, Gallenbeck aus Ortenberg, Grimmelbein aus Gontzenheim, Großhans aus Eichen, Steinmetz aus Heldenbergen, Pullmann aus Nieder-Roßbach, Leipold aus Offenbach, Ritz aus Niederstoll." 

Als Stammväter noch hier bestehender Familien seien nach dem Trauungsregister und dem Taufregister der reformierten Gemeinde von 1620 bis 1830 mit dem Jahr der ersten Erwähnung genannt: Peter Schmidt, Bierbrauer, 1621; Valentin Quillmann, 1622; Henrich Beer (Bär), 1640; Wigand Reul, von Heldenbergen, 1642; Valentin Jost, von Oberdorfelden, 1643; Caspar Spielmann, 1644; Heinrich Fuß, 1651; Nicolas Weider, aus Diedorf, 1653; Kaspar Reul, 1653; Hans Schüler, 1654; Hans Peter Frantz, 1662; Isaak Bauschard (Bauscher), aus Rödelheim, 1678; Johannes Diegel, aus Rüdigheim, 1682; Johann Nathanael Vollmann, aus Marköbel, 1686; Johann Jakob Vogel, aus Bruchköbel, 1702; Christoph Wagner, 1704; Franz Lapp, Chirurg, aus Heidelberg, 1704; Johann Henrich Schweinsberg, aus Geismar, 1736; Johann Georg Lotz, aus Niederzell, 1737; Johann Peter Emmerich, aus Preungesheim, 1747; Weitzel Lotz, aus Niederzell, 1747; Johann Michael Strempel, 1763; Andreas Förter, von Ostheim, 1769; Johann Adam Demuth, aus Roßdorf, 1767; Johann Dietrich Rödiger, 1782; Johann Andreas Hinkel, aus Vilbel, 1768; Heinrich Waas, aus Ostheim, 1799; Johann Michael Kropp, aus Kilianstädten, 1805; Hieronimus Schales, aus Hochstadt, 1816.

Nach den Registern der Lutherischen Gemeinde von 1684 bis 1830 sind als Stammväter hier noch blühender Familien zu nennen: Hans Muth, 1684; Hans Henrich Walther, 1687; Johann Kasimir Schneider, 1706; Sigfried Färber, aus Büdesheim, 1711; Johann Henrich Färber, aus Kleinkarben, 1716; Johann Henrich Westphal, aus Langenbergheim, 1717; Johannes Gebhard, von Rüdigshain,  1735; Johann Henrich Pfeiffer aus Hirtzenhain, 1743; Johann Konrad Stein, aus "Freyn Sehn", 1745; Johann Ludwig Dahl, aus Offenbach, 1774; Johannes Spielmann, aus Lindheim, 1776; Johann Henrich Vollbrecht, aus Dauernheim, 1797; Konrad Stephan, aus Dauernheim, 1798; Johann Heinrich Klosterbecker, aus Schlitz, 1804; Johannes Clauß, aus Niederflorstadt, 1806; Johannes Bretthauer, aus Höchst, 1809; Johannes Hack, aus Eckardroth, 1812; Johann Balhasar Schuch, aus Dortelweil, 1826.

Es bedarf wohl keines besonderen Hinweises darauf, daß in den letzten 300 Jahren eine große Anzahl wieder vollständig verschwundener Familiennamen hier auftreten; aus der Reihe der hier nicht mehr, aber auswärts noch fortbestehenden Sippen seien folgende genannt: 1. Bartmann. Der letzte Träger dieses schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorkommenden Namens starb hier mit Johann Peter B. am 7. 1. 1814; die Familie ist noch in Frankfurt am Main vertreten. 2. Baumann. Mit Johann Christoph B. starb am 15. 10. 1810 die seit 400 Jahren nachweisbare Familie hier aus; sie besteht noch weiter in den Nachkommen des 1654 hier geborenen Konrad B., der sich 1769 nach Erbstadt verheiratete. Von da verbreiteten sich seine Nachkommen nach Ostheim, Eichen, Rüdigheim, Mittelbuchen, Bruchköbel und weiter. Am 17. 10. 1917 starb zu Windecken der Pfarrer Metropolitan Gustav Jakob Baumann, der, 1851 zu Mittelbuchen geboren, vom 1. 5. 1895 in Windecken Pfarrer war, ihne zu wissen und zu erfahren, daß dies die Urheimat seiner Familie sei. 3. Dietz. Als letzter Namensträger starb daher Heinrich Philipp D. am 4. 8. 1929; die Familie ist noch vertreten in Schlangenbad-Schwambach und in Richmond N.-A. 4. Menger. Mit dem Hochmüller Heinrich Wilhelm Achatius M. starb hier am 2. 5. 1886 die Familie aus, die aber noch in Frankfurt am Main weiterbesteht. 5. Spielmann. Mit dem 1828 geborenen Michael Sp. starb der letzte hiesige Träger dieses Namens als Nachkomme des 1644 zuerst genannten Caspar Sp. am 7. 2. 1890; die Familie ist durch männliche Glieder noch vertreten in Frankfurt am Main, Niederweimar bei Marburg und anderen Orten.

Manche Sippen, wie die Reul, Schmidt, Weider und Westphal, sind gegenwärtig hier stark vetreten; andere, wie die Pfeiffer, Lind und die Nachkommen des aus Lindheim stammenden Johannes Spielmann (1749-1813), werden beim Mangel männlicher Nachkommen in absehbarer Zeit hier zu den verschwundenen gehören.
 


 << Zurück  Weiter >>